Aufatmen bei brasilianischen Bauern und Umweltschützern: Handel und Anbau von sogenanntem Terminator-Saatgut wird vorerst nicht erlaubt. Die Verfassungskommission des Parlaments nahm einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung solcher Produkte von der Tagesordnung, wie die kanadische Organisation ETC Group mitteilte. Terminator- oder „Selbstmord“-Saatgut bringt Pflanzen hervor, die selbst keinen keimfähigen Samen bilden können. Landwirte könnten ihr Saatgut also nicht vermehren, sondern müssen jedes Jahr neues kaufen. Ein internationales Moratorium verbietet Terminator-Saatgut bislang.
Vergangenen Mittwoch sollte sich ein Parlamentsausschuss in der Hauptstadt Brasilia mit der Frage befassen, ob mittels gentechnischen Verfahren hergestelltes Terminator-Saatgut in dem südamerikanischen Land zum Verkauf und zur Nutzung freigegeben werden könne. Kurzfristig wurde das Thema jedoch von der Tagesordnung gestrichen. Der Vorsitzende des Ausschusses kündigte laut ETC Group außerdem an, er werde nicht zulassen, dass der Gesetzesentwurf noch mal auf die Tagesordnung gesetzt wird.
„Das sollte als ein Sieg für die Ernährungssouveränität und Bauernrechte weltweit verbucht werden“, freute sich Silvia Ribeiro, bei der ETC Group zuständig für Lateinamerika. Zahlreiche Organisationen hatten im Vorfeld gegen die Zulassung von Terminator-Saatgut protestiert, 19.000 Menschen innerhalb von drei Tagen eine eilig gestartete Petition unterzeichnet. Maria José Guazzelli vom Centro Ecológico warnte aber, es gebe weiterhin Bestrebungen, solche Gentechnik-Pflanzen zuzulassen.
Über Terminator-Saatgut wurde in den letzten Jahren immer mal wieder diskutiert. Im Freiland getestet oder angebaut wurde es, so weit bekannt, bislang nicht. Ende der 1990er Jahre erhielten das US-Landwirtschaftsministerium sowie eine Firma das erste Patent auf „Selbstmord“-Saatgut. Letztere wurde später vom Branchenführer Monsanto aufgekauft. Die mittels GURT (genetic use restriction technologies) manipulierten Pflanzen sind nach einmaliger Aussaat steril. Der Landwirt kann keinen keimfähigen Samen daraus gewinnen, muss also neues Saatgut kaufen. Kritiker warnen vor einer weiter zunehmenden Abhängigkeit von wenigen Agrarkonzernen. Außerdem könne der Pollen solcher Pflanzen durchaus andere Pflanzen befruchten – so könnte sich die Terminator-Technologie auf Nachbarfeldern ausbreiten und Bauern große Probleme bereiten.
Wegen dieser Risiken beschloss die internationale Gemeinschaft im Jahr 2000 ein Moratorium auf Terminator-Saatgut und weitere GURTs. Einige Mitglieder der Konvention über die Biologische Vielfalt, vor allem Kanada, Neuseeland und Australien, strebten später eine Aufhebung des Verbots an. Das wurde von anderen Staaten aber abgewehrt. Es gibt jedoch eine gewichtige Einschränkung des Moratoriums: die USA, Vorreiter in Sachen Agro-Gentechnik, sind nicht Mitglied der Konvention. Zugelassen ist Terminator-Saatgut allerdings auch dort nicht. [dh]