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US-Votum: Gelingt Gentechnik-Industrie erneut Kehrtwende?

In einer Woche findet im US-Bundesstaat Washington ein Volksentscheid statt. Die Bürger werden dann entscheiden, ob gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen. Das ist in den USA bislang, anders als in der EU, nicht der Fall. In Umfragen haben sich viele Bürger immer wieder für mehr Transparenz bei Gentechnik-Zutaten ausgesprochen. Doch jüngste Befragungen zeigen nun: die millionenschwere Gegenkampagne der Industrie entfaltet Wirkung.

Laut einer Umfrage von Elway Poll wollen von 413 wahlberechtigten Personen nur noch 46 Prozent definitiv oder wahrscheinlich für die Gentechnik-Kennzeichnung stimmen. 42 Prozent wollen definitiv oder wahrscheinlich „nein“ zu solchen Labels sagen. Einen Monat zuvor hatte Elway Poll noch ein Verhältnis von 66 zu 21 Prozent ermittelt. Laut einer anderen Umfrage des Nachrichtensenders King5 sind sich 45 Prozent der 546 Befragten sicher, für die Kennzeichnung zu stimmen, 38 wollen definitiv dagegen votieren, 16 Prozent sind unentschlossen. Es gibt also nach wie vor einen leichten Vorsprung der Kennzeichnungsbefürworter. Im Vergleich zu älteren Werten ist dieser aber deutlich geschmolzen.

Der Grund dafür dürften TV- und Radio-Werbespots und andere Maßnahmen der Kennzeichnungsgegner sein. Dank üppiger Spenden von Gentechnik-Konzernen wie Monsanto, Bayer und Dupont stehen ihnen 21,4 Millionen Dollar zur Verfügung – die Kampagnenkasse der Befürworter einer Kennzeichnungspflicht enthält hingegen 6,3 Millionen Dollar, wie aus dem Lobbyregister des Bundesstaats hervorgeht.

Allein am Donnerstag und Freitag erhielt die „Nein“-Kampagne noch einmal fast vier Millionen Dollar vom Spitzenverband der Lebensmittelindustrie, der Grocery Manufacturers Association (GMA). Der Saatgut- und Pestizidhersteller Dupont Pioneer steuerte weitere 500.000 Dollar bei. Die Spenden der GMA kommen von Konzernen wie Coca-Cola, Pepsico und Nestlé. Sie verwenden in Snacks, Getränken und Fertiggerichten für den US-Markt beispielsweise gentechnisch veränderten Mais.

Die Agrar- und Lebensmittelindustrien warnen vor allem vor steigenden Kosten für Verbraucher, falls ihre Produkte gekennzeichnet werden müssen. 16 Prozent derjenigen Wähler, die laut der Elway Poll Umfrage mit „nein“ stimmen wollen, führen denn auch vermeintliche Preissteigerungen als Beweggrund an. 17 Prozent sagten, eine solche Maßnahme sei unnötig, sieben Prozent lehnen sie ab, weil sie Gentech-Lebensmittel für sicher halten. Bei den Befürwortern der Kennzeichnung steht die Transparenz ganz oben: 41 Prozent erklärten „Ich will wissen, was ich esse“, 17 Prozent verwiesen auf das Recht der Verbraucher auf Information. Jeweils 4 Prozent bezeichneten genmodifizierte Nahrung als gesundheitsschädlich oder wollen diese schlicht nicht konsumieren.

Die letzte Volksabstimmung über eine verpflichtende Gentechnik-Kennzeichnung fand vor einem Jahr in Kalifornien statt. Auch dort lagen die Befürworter in der Wählergunst lange Zeit vorn. Mit einer fast 50 Millionen Dollar teuren Kampagne konnten die Agrar- und Lebensmittelunternehmen das Ruder jedoch noch herum reißen, die Kennzeichnungsinitiative scheiterte knapp. [dh]

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