Wahrscheinlich wird es keine Einführung einer Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln im US-Bundesstaat Washington geben. So sieht der derzeitige Stand der Auszählung der Stimmen eines Volksentscheides aus, der gestern stattfand. Die Initiative 'Yes on 522', die sich für eine Kennzeichnung von Gentechnik-Lebensmitteln einsetzt, hat derzeit 45% der Stimmen, die millionenschwere Gegenkampagne der Industrie derzeit 55%. Die Auszählung aller Stimmen kann noch einige Wochen dauern.
Die Initiative 'Yes on 522' wird unterstützt von Bauern- und Umweltorganisationen, Verbraucheranwälten, Gesundheitsexperten und diversen Lebensmittel-Unternehmen sowie Restaurant-Ketten. Sie setzt sich für eine selbstbewusste Kaufentscheidung von Verbraucherinnen und Verbrauchern ein und fordert ein Recht auf mehr Informationen über Lebensmittel-Inhaltsstoffe. Befürworter der Kampagne betonen, dass US-Lebensmittel mit ausführlichen Kennzeichnungen zu Nährwerten oder Aroma-Zusätzen versehen sind. Auch erfährt der US-Verbraucher, ob beispielsweise Lachs aus einer Fischfarm stammt oder ein Wildfang ist. Gegen die Etikettierung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln wehrt sich die Industrie jedoch mit allen Mitteln. Dabei müssen amerikanische Unternehmen ihre Export-Lebensmittel ohnehin in 64 Ländern weltweit mit einem Label versehen.
In Anlehnung an die Regelungen in anderen Ländern, so auch in der EU, kämpft die Kampagne für eine Kennzeichnung von Lebensmitteln, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen als Zutat enthalten sind oder die direkt aus derartigen Pflanzen bestehen, wie beispielsweise Mais oder Soja. Für ihre Kampagne hat wurden letztlich knapp 9 Millionen Dollar aufgebracht.
Die Gegenkampagne, im Wesentlichen finanziert durch die Agrar- und Lebensmittelindustrie, hat 22 Millionen Dollar aufgewendet, um den Verbraucher vor allem vor steigenden Kosten für die Verbraucher bei einer Produktkennzeichnung zu warnen.
Vor einem Jahr hatte die kalifornische Kennzeichnungs-Initiative für viel öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt. Zwar kamen bei der dortigen Abstimmung auch nicht ausreichend Stimmen für eine Kennzeichnung zusammen. Doch das Thema ist seitdem stark ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Als Reaktion darauf hat beispielsweise die Supermarktkette Whole Foods angekündigt, bis 2018 eine Gentechnik-Kennzeichnung für ihr gesamtes Sortiment anzufordern. [sk]