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NGOs warnen vor Herbizid 2,4-D

Weil immer mehr Wildpflanzen gegen das Spritzmittel Glyphosat resistent werden, haben US-Unternehmen Gentechnik-Soja und -Mais entwickelt, die ältere Chemikalien tolerieren. Dazu gehört auch 2,4-D, das als Bestandteil des Entlaubungsmittels Agent Orange schon im Vietnamkrieg eingesetzt wurde. In einem heute veröffentlichten Bericht warnen mehrere Organisationen vor den Risiken von 2,4-D. Diese seien bislang unterschätzt worden. So könnten die Spritzmittel mit krebserregenden Dioxinen belastet sein.

In den USA stehen einige 2,4-D-resistente Gentechnik-Pflanzen kurz vor einer Zulassung. Und auch in der EU hat die Agrarsparte des Chemie-Konzerns Dow entsprechende Anträge gestellt. Mit den neuen Soja- und Maissorten reagiert das Unternehmen darauf, dass immer mehr Unkräuter Resistenzen gegen das Ackergift Glyphosat entwickeln – es wird auf den Gentechnik-Feldern Nordamerikas systematisch versprüht. Vor einem Jahr befragte das Agrar-Marktforschungsunternehmen Stratus mehrere tausend US-Landwirte: 49 Prozent hatten glyphosat-resistente Unkräuter auf ihrer Farm.

Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch 2,4-D nicht mehr wirkt. Und der Zeitgewinn könnte teuer erkauft sein: laut Bericht des Münchner Instituts Testbiotech, dem Pestizidaktionsnetzwerk PAN und der britischen Organisation Gene Watch sind die Risiken beträchtlich. So gebe es wissenschaftliche Hinweise, dass 2,4-D Geburtsschäden, Erbgutveränderungen und Hormonstörungen hervorrufen könne. Besonders brisant sei aber, dass bei der Produktion der Chemikalie Dioxine entstehen können. Diese sind als krebserregend eingestuft. Eine Studie von 2012 habe gezeigt, dass sich der Dioxingehalt in der Pestizidlösung durch Sonneneinstrahlung noch vervielfachen kann.

Betroffen sind zunächst vor allem die Anwender von 2,4-D, also Landwirte oder auch Waldarbeiter. Eine Studie stellte bereits vor 20 Jahren fest, dass Waldarbeiter noch sechs Tage nach der Arbeit mit dem Spritzmittel Rückstände davon im Urin hatten. Aufgenommen wird das Gift über die Atemwege oder die Haut. „Wenn entsprechende gentechnisch veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion zugelassen werden, muss mit einer deutlichen Zunahme der Anwendung des Herbizids 2,4-D gerechnet werden. Damit steigen auch die Risiken für Landwirte, Landbevölkerung und die Umwelt, und es kann zu immer mehr Rückständen in der Nahrungsmittelproduktion kommen“, erklärte Helen Wallace von Gene Watch.

In der EU hat Dow Agrosciences bislang sechs Anträge auf Zulassung von 2,4-D-resistenten Pflanzen gestellt. Dabei handelt es sich um sogenannte Stacked Events, die Soja- oder Maispflanzen sind gleichzeitig also auch noch gegen andere Herbizide immun. Beantragt wurde nur der Import als Lebens- und Futtermittel. Sollten die Gentechnik-Pflanzen auch in den USA zugelassen werden, könnte 2,4-D-belastetes Soja der Mais künftig dort angebaut werden und dann in europäischen Futtertrögen landen. [dh]

+++Ergänzung+++: In Deutschland sind zahlreiche Spritzmittel, die 2,4-D enthalten, erlaubt. Im Januar wurde auch eine Mischung von 2,4-D und Glyphosat zugelassen, das Nufarm jetzt unter dem Markennamen „Kyleo“ auf den Markt bringen kann. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stuft Kyleo als giftig für Fische, Wasserpflanzen und Spinnen ein.

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