Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen hat in den USA nicht zu höheren Ernten geführt – teilweise fielen die Ernten gar geringer aus als bei konventionellem Mais, Soja oder Baumwolle. Das geht aus einem neuen Bericht des Landwirtschaftsministeriums in Washington hervor. Die wirtschaftliche Bilanz fällt gemischt aus, der Herbizidverbrauch ist gestiegen – genau wie der Preis für Saatgut.
In den 1990er Jahren kamen in den USA erste Gentechnik-Sorten auf den Markt, seitdem ist der Anteil der transgenen Pflanzen am Anbau der wichtigen cash crops – Soja, Mais und Baumwolle – auf um die 90 Prozent angestiegen. Dieser Erfolg wurde oft mit den besonderen Eigenschaften der Gentech-Pflanzen erklärt. Der offizielle Bericht zeichnet nun aber ein durchwachsenes Bild – auch wenn die Regierung darauf bedacht ist, Positives besonders heraus zu stellen.
Zugelassen waren im September letzten Jahres 96 Gentechnik-Pflanzen. Abgelehnt hatten die Behörden bis dahin keinen einzigen Antrag. Sie prüfen lediglich, ob die Gentech-Pflanzen als plant pest, also als schädlich für andere Pflanzen einzustufen sind. Einige Anträge waren von den Unternehmen wie Monsanto selbst zurückgezogen worden, einer war unvollständig. 45 Prozent der Pflanzen sind gentechnisch so verändert, dass sie mit einem chemischen Spritzmittel besprüht werden können, meist Glyphosat. Ein Drittel produzieren ein eigenes Insektizid.
Beworben wurden diese Gentech-Eigenschaften stets damit, dass weniger gespritzt werden müsse. Laut Ministerium haben wissenschaftliche Studien das aber nicht – oder nicht uneingeschränkt – bestätigt. Der Herbizidverbrauch sei auf Feldern mit Gentechnik-Mais, -Soja und -Baumwolle in den ersten Jahren nach Einführung der Pflanzen zwar gesunken – in den letzten Jahren sei er jedoch wieder gestiegen. Bei Baumwolle und Soja wurde sogar mehr gespritzt als vor Einführung der Gentechnik, bei Mais dürfte das Vorniveau ebenfalls längst erreicht sein – die Daten stammen von 2010. Bei konventionellen Landwirten habe sich der Herbizidverbrauch hingegen kaum verändert, heißt es in dem Bericht.
Erklärt wird das damit, dass sich Unkräuter an die Dauergiftbelastung auf den Gentech-Plantagen angepasst haben – und folglich mehr Glyphosat eingesetzt wird. Umweltverbände und Gentechnik-Kritiker weisen darauf seit Jahren hin. Und es könnten bald ältere, giftigere Substanzen dazu kommen. Das Ministerium rechnet noch für 2014 mit der Einführung von Gentech-Pflanzen, die gegen Dicamba oder 2,4-D resistent gemacht sind.
Bei den Insektiziden ist der Verbrauch seit Einführung der gentechnisch veränderten Pflanzen zwar zurückgegangen. In den letzten Jahren habe es aber keinen Zusammenhang zwischen Gentech-Anbau und Verbrauch mehr gegeben, so das Ministerium. Vielmehr haben auch diejenigen Bauern, die keine Gentechnik-Pflanzen anbauen, weniger Insektizide verwendet. Außerdem gebe es Hinweise, dass auf den Feldern mit insektengiftigen Gentechnik-Pflanzen eine ähnliche Entwicklung eintreten könnte wie bei den herbizidresistenten Pflanzen – denn auch die Insekten passen sich an die permanente Giftbelastung an. Auch darauf verweisen Umweltorganisationen schon länger.
Was der Regierungsbericht außerdem nicht erwähnt: die Insektengiftkonzentration dürfte gestiegen sein, auch wenn zunächst weniger gespritzt wurde. Weil die Pflanzen das selbst produzierte Gift ständig absondern, könne die Belastung pro Hektar bis zu 19 Mal höher sein als bei durchschnittlichem Einsatz durch die Bauern, wie der Agrarökonom Charles Benbrook von der Universität Washington 2012 kalkulierte.
Bleibt die Frage, ob die Landwirte wirtschaftlich von der Gentechnik profitiert haben. Für insektengiftigen Mais und Baumwolle gehen die Autoren des Berichts von einer höheren Rendite aus – allerdings hänge die Wirtschaftlichkeit auch davon ab, wie stark die Felder von Schädlingen befallen sind. Außerdem reichen die Daten auch hier nur bis 2010, so dass ein steigender Insektizidverbrauch aufgrund resistenter Schädlinge nicht eingerechnet ist. Für herbizidtolerante Gentech-Pflanzen sei die Bilanz „gemischt“ - es gebe hier unterschiedliche wissenschaftliche Ergebnisse, so das Ministerium. Bei denjenigen Landwirten, die herbizidresistente Gentech-Soja anbauen, macht der Bericht zwar einen Anstieg des Haushaltseinkommens aus. Dieser komme aber nicht aus der Landwirtschaft, sondern aus anderen Jobs, die die Farmer wahrscheinlich annehmen könnten, weil sie durch den systematischen Spritzmitteleinsatz Zeit einsparten.
Klar ist hingegen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen den Preis für Saatgut in die Höhe getrieben haben. Transgene Soja- und Maissorten kosteten im Jahr 2010 laut Regierungsbericht 50 Prozent mehr als 2001 (inflationsbereinigt). Die Preise für genmodifiziertes Baumwoll-Saatgut seien sogar noch schneller geklettert. [dh]