In einem offenen Brief haben mehrere Organisationen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) aufgefordert, die unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen einzudämmen. Gentechnik-Raps und andere wild wachsende GVO stellten ein „erhebliches Risiko für die ökologischen Systeme und deren Stabilität“ dar.
Aus Sicht der NGOs, darunter die „Gesellschaft für ökologische Forschung“, die „Katholische Landvolk Bewegung“ und der Verein „Die Bäcker.Zeit für Geschmack“, kann die Umweltministerin auf zwei Ebenen ansetzen: einerseits müsse sie sich auf EU-Ebene gegen weitere Importzulassungen für gentechnisch veränderte Organismen einsetzen. Insbesondere herbizidresistenter Raps könne sich sehr schnell in der Umwelt verbreiten. Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hat einem Gentech-Raps von Monsanto (MON 88302) soeben die Unbedenklichkeit bescheinigt – obwohl sie selbst feststellt, dass „das Auftreten verwilderter gentechnisch veränderter herbizidresistenter Pflanzen überall da wahrscheinlich [ist], wo gentechnisch veränderter herbizidresistenter Rapssamen transportiert wird.“
Anderseits, so schreiben die Organisationen in ihrem Brief an Hendricks, müsse die Ministerin auch in internationalen Verhandlungen aktiv werden. So treffen sich im Herbst die Vertragsstaaten der Internationalen Konvention über die biologische Vielfalt. Eigentlich haben sie vereinbart, die Ökosysteme vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung von Gentechnik-Pflanzen über Landesgrenzen hinweg zu schützen. Nun müssten „klare Verbotsregeln“ folgen, fordern die NGOs von Hendricks.
„Verwilderte gentechnisch veränderte Pflanzen werden weltweit zu einem immer größeren Problem“, erklärt Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Die EU muss jetzt die Lebensmittelwirtschaft, Umwelt und Verbraucher vor den Folgen einer unkontrollierten Verbreitung dieser Pflanzen schützen.“ Christoph Then von Testbiotech fügt hinzu: „Sollten diese Pflanzen in der Zukunft ökologische Schäden verursachen, gibt es keine Möglichkeit, sie wieder aus der Umwelt zu entfernen.“
Politisches Eingreifen sei nötig, weil die Gentechnik-Organismen in der Lage seien, „sich zu vermehren, sich auf unvorhersehbare Weise zu verändern und mit anderen Organismen in Wechselwirkung zu treten, wodurch sie zu einem erheblichen Risiko für die ökologischen Systeme und deren Stabilität werden können“, heißt es in dem Brief an die Ministerin. Transgener Raps breite sich schon heute abseits der Äcker aus - nicht nur in den USA, Kanada, Australien und Japan, sondern auch in der EU und der Schweiz. Beim Transport können die Samen leicht verloren gehen, die Pflanzen wachsen häufig entlang von Bahnstrecken und Straßen. [dh]