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Kritik an großem Gentechnik-Report

In den USA will der Nationale Forschungsrat bis zum Frühjahr 2016 einen umfassenden Bericht über Geschichte, Gegenwart und Zukunft gentechnisch veränderter Pflanzen vorlegen. Doch schon bevor die auserkorenen Experten ihre Arbeit aufnehmen, gibt es Kritik. Dass am Ende eine positive Beurteilung der Agro-Gentechnik stehen werde, sei angesichts der Personalauswahl wahrscheinlich, meinen zahlreiche Forscher.

19 Wissenschaftler sollen die bisherige Entwicklung und die Zukunftsaussichten gentechnisch veränderter Pflanzen in den USA und weltweit darstellen und auch die „wissenschaftliche Basis“ von Berichten über positive und negative Auswirkungen der Gentechnik prüfen. Mitte September soll mit der Vorbereitung des Reports begonnen werden. Die Mitgliedschaft in der Expertenkommission sei dabei vorläufig, bis etwaige Interessenkonflikte beim ersten Treffen diskutiert werden, beteuert der Forschungsrat auf seiner Website.

Dass es solche Interessenkonflikte gibt, vermuten über 60 Forscher und Experten zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich mit zwei offenen Briefen an den Forschungsrat gewendet haben. Zwar gebe es einige „exzellente Kandidaten“ im jetzigen Aufgebot für das Komitee; insgesamt fehle es aber an der nötigen Expertise, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Um die Auswirkungen des Gentechnik-Anbaus zu bewerten, seien beispielsweise auch Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Juristen nötig – und auch die praktische Erfahrung von Landwirten.

Stattdessen seien die meisten Kandidaten Naturwissenschaftler, insbesondere Molekularbiologen oder Biochemiker. Ihre Forschung bewege sich „im Rahmen der Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen“, heißt es in einem der beiden Briefe, der übrigens auch von Molekularbiologen und Biochemikern unterzeichnet wurde. Nur ein Insektenforscher sei an Bord – dabei werden immer wieder die Auswirkungen der von den Gentechnik-Pflanzen selbst produzierten Gifte auf nützliche Insekten diskutiert. Experten für alternative Landwirtschaftsmethoden fehlten gänzlich. Die Kritiker befürchten, dass von vornherein feststeht, wie Gentechnik-Pflanzen zu beurteilen sind – nämlich positiv.

Im zweiten Brief betonen 21 Akademiker, viele der Kandidaten kämen von Institutionen, die sich für eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft einsetzten und alle Aufmerksamkeit auf den Ertrag der Pflanzen legten – anstatt auf das komplexe Zusammenspiel von Faktoren, das die Ernährung der Welt sicherstelle. Einige der Experten repräsentierten Biotechnologie-Programme der US-Regierung oder des Donald Danforth Plant Science Center, einer privaten Forschungseinrichtung, die 1998 gegründet wurde – mit einer Millionen-Finanzspritze des Gentechnik-Konzerns Monsanto. 2006 stellte Monsanto erneut 15 Millionen Dollar zur Verfügung, die Hälfte davon für die Entwicklung von „Hochertrags-Pflanzen für Afrika“. [dh]

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