Das US-Landwirtschaftsministerium hat sich letzte Woche dafür ausgesprochen, weitere gentechnisch veränderte Mais- und Sojapflanzen zuzulassen. Anders als die meisten der bislang angebauten Gentech-Sorten sind diese nicht nur gegen das Herbizid Glyphosat resistent, sondern auch gegen noch ältere Gifte. Umwelt- und Verbraucherschützer warnen, die Menge der ausgebrachten Chemikalien werde sich vervielfachen – was unter anderem zu Gesundheitsproblemen bei Landwirten führen könne.
Die neuen Gentechnik-Pflanzen sind gegen die schon alten Herbizide 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure oder Dicamba immun. Dadurch können die Felder systematisch gespritzt werden, alle Beikräuter sterben ab. Bislang war dieser Gentech-Mechanismus an das meistverkaufte Spritzmittel der Welt gekoppelt: Glyphosat. Doch da in den USA ob des massiven Einsatzes auch Unkräuter gegen Glyphosat widerstandsfähig geworden sind, haben die Agrochemie-Konzerne nun Pflanzen entwickelt, die auch mit anderen Ackergiften besprüht werden können.
Kritiker glauben, dass sich die Unkräuter auch an diese Gifte schnell gewöhnen werden. Insgesamt werde die Menge der ausgebrachten Herbizide weiter steigen. Für 2,4-D erwartet das Center for Food Safety einen Anstieg um das Drei- bis Siebenfache – und beruft sich dabei auf das Landwirtschaftsministerium, das diesen Weg aber offenbar dennoch gehen will. Es sammelt nun einen Monat lang Kommentare, dann fällt die endgültige Entscheidung.
„Resistente Unkräuter sind ein großes Problem für Farmer und wir brauchen eine Lösung“, kommentierte ein Bauer aus Iowa, der Soja und Mais anbaut und sich im Center for Food Safety engagiert. „Diese Entscheidung zeigt, dass das Landwirtschaftsministerium nur solche Optionen zu erwägen bereit ist, die den Chemieunternehmen steigende Profite verschaffen. Wir müssen raus aus der Pestizidspirale anstatt sie zu beschleunigen.“
Das Herbizid 2,4-D werde beim Sprühen leicht vom Wind verweht und stelle dann eine Gefahr für andere Felder sowie für die Gesundheit der Landwirte und ihrer Familien dar, warnte Marcia Ishii-Eiteman vom Pesticide Action Network North America (PANNA). Die Ausbreitung resistenter Unkräuter, die den Bauern schwer zu schaffen macht, könne dadurch nicht gestoppt werden – im Gegenteil. Daher habe sie die Entscheidung des Ministeriums schockiert, so Ishii-Eiteman, die auf über 500.000 Unterschriften gegen die Zulassung der neuen Gentechnik-Pflanzen verwies. [dh]