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Verkehrte Gentech-Welt? Monsanto warnt vor Risiken

Das kommt überraschend: eine Studie, an der Mitarbeiter von Monsanto beteiligt waren, warnt, beim Anbau von Gentechnik-Soja des Agrochemie-Konzerns könne es zu unerwünschten Effekten kommen. Eine in Nord- und Südamerika auftretende Schädlingsart könne sich dadurch besser verbreiten. „Unsere Ergebnisse sollten als Alarm interpretiert werden, dass der Befall mit S. eridania auf Feldern mit Bt-Sojabohnen zunehmen kann“, schreiben die Forscher.

Bt steht für Bacillus thuringiensis. Die Sojapflanzen haben mittels Gentechnik ein Gen des Bakteriums eingebaut bekommen und sondern dadurch ein Gift ab, das Insekten töten soll. Bei der Falterart Spodoptera eridania klappt das aber offenbar nicht so wie geplant. Sie gedeiht prächtig auf der Gentech-Soja „Intacta“, die nicht nur ein Gift produziert, sondern auch noch gegen das Herbizid „Roundup“ immun ist. Die Studie wurde vor wenigen Tagen auf der Seite des Fachjournals Bulletin of Entomological Research veröffentlicht.

Bemerkenswert: die Autoren - neben zwei Monsanto-Angestellten aus Saint Louis und Sao Paulo waren das Wissenschaftler brasilianischer Universitäten – vermuten, dass die unerwünschten Effekte nicht vom Insektengift, sondern von der gentechnischen Manipulation der Pflanze selbst herrühren. „Es ist weniger wahrscheinlich, dass diese Unterschiede direkt von der Toxinpräsenz verursacht werden als indirekt von unbeabsichtigten Veränderungen der Pflanzenmerkmale aufgrund der Einführung des Transgens.“

Dass solche unerwünschten Auswirkungen auftreten, überrascht Christoph Then vom Münchner Verein Testbiotech nicht. In der Risikoprüfung werde das „regelmäßig“ beobachtet, aber nicht genauer untersucht. Das gelte für Folgen der Genveränderung selbst als auch der zu den Pflanzen gehörenden Gifte. „Die jetzt gefundenen Effekte, deren genaue Ursache nicht bekannt ist, können auch für die Lebensmittelsicherheit relevant sein“, meint Then.

Er fordert, dass die EU die Importgenehmigung für Monsantos „Intacta“-Sojabohne (einer Kreuzung der Linien MON 87701 und MON 89788 zurückruft. Diese darf als Lebens- und Futtermittel eingeführt werden, landet in der Praxis also in den Trögen der industriellen Tierhaltung. Als es im Jahr 2012 um die Genehmigung ging, enthielt sich unter anderem die deutsche Bundesregierung der Stimme, daraufhin konnte die EU-Kommission grünes Licht erteilen. Testbiotech reichte Klage gegen die Zulassung von Intacta ein, weil „zahlreiche Auffälligkeiten in der Zusammensetzung der Pflanzen“ nicht genau unter die Lupe genommen worden seien.

Mit Intacta hat Monsanto offenbar wenig Glück. Erst im Juli war bekannt geworden, dass der Konzern sich mit großen brasilianischen Sojaproduzenten nicht auf einen Lizenzvertrag einigen konnte. [dh]

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