Studien zu den Risiken werden häufig erst Jahre nach der Genehmigung von gentechnisch veränderten Pflanzen publiziert. Bei vielen dauert es gar ein Jahrzehnt, so das Ergebnis einer Literaturauswertung australischer Wissenschaftler. Würden sie dann endlich veröffentlicht, fehle es an wichtigen Angaben und Transparenz.
Die Gesundheitsexperten der Universitäten Flinders und Adelaide haben untersucht, welche Fütterungsstudien zu Gentechnik-Pflanzen vorliegen, die bereits irgendwo auf der Welt als Futter- oder Lebensmittel eingesetzt werden dürfen. Dabei konzentrierten sie sich auf herbizidresistente und insektengiftige Pflanzen, die ihre Eigenschaften mittels bestimmter, häufig eingebauter Gene verliehen bekommen haben. So gerieten 47 Gentechnik-Pflanzen in den Fokus, die knapp ein Viertel der über 200 genehmigten Pflanzen ausmachen. Auch die übrigen sind meist immun gegen Spritzmittel oder produzieren eigene Insektengifte, bei ihnen wurden aber andere Gene eingesetzt.
Bilanz: nur zu 19 Prozent der relevanten Biotech-Pflanzen liegen überhaupt Ratten-Fütterungsstudien vor, die Auswirkungen auf den Verdauungstrakt der Tiere untersuchen. Und die kommen spät: drei Viertel der Studien erschienen erst nachdem die Pflanzen bereits genehmigt worden waren, die Hälfte davon sogar erst nach neun Jahren oder noch später.
Aus Sicht der australischen Forscher fehlen bei fast allen außerdem Angaben, die für eine erneute Prüfung durch andere Experten wichtig wären. Es bestehe ein „Mangel an Transparenz“, unter anderem bei den angewandten Methoden, aber auch bei der Darstellung der Ergebnisse.
Die australischen Experten empfehlen: zunächst einmal müssten die Behörden, die über die Zulassung von Gentechnik-Pflanzen entscheiden, in jedem Fall Fütterungsstudien verlangen. Und die sollten dann „robust und detailliert“ sein. Nur so könne die Risikobewertung bei transgenen Pflanzen verbessert werden. Und das ist nötig, da die Gentech-Sorten immer weiter hochgerüstet werden. Oft werden verschiedene Herbizidresistenzen und Insektengifte kombiniert, es entstehen sogenannte Stacked Events. Welche neuen Risiken dadurch auftreten können, wird laut den Australiern kaum unter die Lupe genommen. Dabei könne sich aufgrund der Kombination beispielsweise die Giftigkeit der Insektizide, die die Gentech-Pflanzen selbst freisetzen, verstärken. [dh]