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Agrarindustrie warnt: Gentechnik oder Selbstmord

Lobbyverbände der Agrarindustrie drängen die scheidende EU-Kommission, vor ihrem Abgang noch acht gentechnisch veränderte Pflanzen durchzuwinken. Jede weitere Verzögerung führe zu einer „Selbstmordsituation für das europäische Wachstum“, hieß es am Freitag vom Landwirtschaftsdachverband Copa-Cogeca, der Fleischindustrie und anderen Gruppen. Die Gentech-Pflanzen seien sicher. Dabei hatte die EU-Lebensmittelbehörde einige Studien zu eben jenen Pflanzen aufgrund von Mängeln zurückgewiesen, wie der Verein Testbiotech Anfang letzter Woche erinnerte.

Die noch amtierende Kommission von José Manuel Barroso müsse die acht Gentechnik-Pflanzen – zwei Mais-, vier Soja-, eine Raps- und eine Baumwollvariante – jetzt zum Import und als Futter- und Lebensmittel zulassen. Sonst könne es zu Versorgungsengpässen kommen, der Markt ins Ungleichgewicht geraten, warnten die Lobbyverbände, die die Interessen von Agrarhändlern, Großbauern, Pflanzenöl-, Futtermittel- und Fleischproduzenten vertreten.

Es gebe die „echte Gefahr, dass die Viehindustrie stark geschädigt“ werde, wenn nicht genügend Agrarrohstoffe zur Verfügung stünden. Angesichts der derzeitigen Wirtschaftskrise sei das Zögern der EU bei neuen Gentechnik-Produkten besonders schwerwiegend, so Copa-Cogeca-Generalsekretär Pekka Pesonen.

Der gentechnik-kritische Verein Testbiotech aus München hatte Anfang letzter Woche davor gewarnt, den acht fraglichen Pflanzen eine Importgenehmigung zu erteilen. „Wir sehen immer häufiger gravierende Mängel in den Dossiers der Industrie und den Stellungnahmen der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA“, hatte Christoph Then von Testbiotech festgestellt. „Beispielsweise hat die Industrie zu einigen der jetzt anstehenden Anträge Fütterungsversuche vorgelegt, die so mangelhaft waren, dass die EFSA sie nicht akzeptiert hat. Aber anstatt neue Studien zu verlangen, hat die Behörde einfach grünes Licht gegeben.“

Statt um belastbare wissenschaftliche Daten drehe sich die Risikobewertung zu sehr um die ökonomischen Interessen der Industrie. Dabei sei die EU verpflichtet, „ein hohes Maß an Sicherheit für Umwelt und Verbraucher zu garantieren.“

Neben den acht Importanträgen liegt auch ein Anbaugesuch spruchreif auf dem Tisch der Kommission. Der Mais 1507, der ein Insektengift absondert und resistent gegen das Spritzmittel Glufosinat ist, könnte der zweite Gentech-Mais werden, der in der EU angebaut werden darf. [dh]

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