Seit 1999/2000 sollen allein vier Fälle von Gentechnik-Verunreinigungen bei Mais, Reis und Leinsamen mindestens 5,4 Milliarden Dollar Schaden verursacht haben. Davon gehen Experten des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau aus. Die tatsächlichen Kosten seien vermutlich noch „wesentlich“ höher, meist fehlen aber konkrete Daten.
Laut dem Bericht, der gestern vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) veröffentlicht wurde, entstehen hohe wirtschaftliche Schäden durch solche gentechnisch veränderte Organismen, die keine Zulassung haben – aber trotzdem in Lebensmitteln oder Saatgut auftauchen. Zwischen 2000 und 2014 seien weltweit 409 Fälle registriert worden, in Deutschland von 2008 bis 2012 über 100 Funde von nicht-genehmigten Gentechnik-Organismen.
Beispiel Reis: der gentechnisch veränderte „Liberty Link 601“ von Bayer kontaminierte 2006 die Reisernte in den USA. In 30 Ländern wurden danach positive Proben genommen. Ein Ökonom schätzte die Schäden auf bis zu 1,28 Milliarden Dollar, deutschen Unternehmen entstanden nach Angaben der Bundesregierung Kosten von 10 Millionen Euro.
Doch nicht nur durch Verunreinigung schlagen zu Buche. Die Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen ist wesentlich teurer als die konventionelle Züchtung – obwohl letztere immer wieder Erfolge feiern kann. Der Bericht beziffert sie, inklusive Forschung und Zulassung, auf 136 Millionen Dollar für eine Gentech-Sorte. Eine konventionelle Sorte kommt demnach auf rund eine Million. Die Entwicklungskosten für eine Öko-Sorte liegen laut Zukunftsstiftung Landwirtschaft in Deutschland bei 600.000 Euro.
Landwirte, Händler, Mühlen und Lebensmittelproduzenten müssen außerdem höhere Kosten einkalkulieren, um die Verunreinigung ihrer Waren mit Gentechnik zu vermeiden. Zum Beispiel muss ein Landwirt bei Verdacht Analysen in Auftrag geben und seine Maschinen aufwändig reinigen. Das kann laut Bericht zwischen 200 und 2000 Euro kosten.
Falls in Deutschland künftig gentechnisch veränderter Mais angebaut werden sollte, wäre eine gentechnikfreie Produktion bedroht. Die Autoren rechnen vor: wenn 50 Prozent der heutigen Körnermaisfläche mit Gentech-Sorten bebaut wäre, entstünden Mehrkosten von 30 Millionen Euro, um die anderen 50 Prozent zu schützen. Wird Silomais einberechnet, steigen die Kosten auf über 150 Millionen Euro.
„Unternehmern, die ohne Gentechnik produzieren und diesen Markt bedienen wollen, ist nicht zuzumuten, dass sie die Zeche dafür zahlen sollen, dass andere Gentechnik nutzen“, kommentierte der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein den Bericht. „Anbauverbote sind das einzige Mittel, um Konflikte zwischen den Landwirten zu vermeiden und diejenigen wirkungsvoll zu schützen, die weiterhin ohne Gentechnik Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung betreiben wollen.“ [dh]