Wieder umgeht ein Gentechnik-Organismus das – ohnehin lasche – Zulassungsverfahren in den USA. Gentechnisch veränderte Kiefern, die Zellstoff für die Papierindustrie liefern sollen, könnten bereits im Freien getestet werden, warnt die Organisation Center for Food Safety. Möglich machen das Lücken in den US-amerikanischen Gentech-Vorschriften.
Die Weihrauch-Kiefern (Pinus taeda) der Firma ArborGen tragen Gensequenzen anderer Organismen: Monterey-Kiefer (Pinus radiata), Darmbakterium Escherichia coli, Acker-Schmalwand und Amerikanischer Amberbaum. ArborGen verspricht dichteres Holz, was „eine wertvolle wirtschaftliche Eigenschaft für die Faserstoff- und Papierindustrie“ darstelle.
Die Einschätzung, dass die Gentech-Bäume nicht reguliert werden müssen, teilte die zuständige US-Behörde dem Unternehmen bereits im August vorigen Jahres mit. Doch erst jetzt veröffentlichte sie den Brief auf ihrer Website. Dass die transgenen Kiefern einfach so durchgewunken wurden, bezeichnete das Center for Food Safety am Montag als „Versagen“ und „beispiellos“.
Laut dem CFS könnte die Behörde solche Gentechnik-Organismen durchaus regulieren, weigere sich aber. Sie berufe sich auf den Status Quo, wonach sie gentechnisch veränderte Pflanzen nur danach bewertet, ob sie selbst ein „Pflanzenschädling“ sein könnten. Das könnte dann zutreffen, wenn die fremden Gene mittels bestimmter Bakterien oder Viren eingebaut wurden. Im Fall der Kiefern wurde das Genmaterial jedoch mit der altmodischen Genkanone in die Zellen geschossen. Auch neuere Entwicklungen wie das „Genome Editing“ fallen derzeit nicht unter die Kriterien der US-Behörde. Andere Risiken, die sich aus der gentechnischen Veränderung an sich oder den oft zugehörigen Giften ergeben, interessieren sie nicht.
Samen und Pollen der Gentech-Kiefern könnten sich laut CFS über Kilometer ausbreiten. „Wälder sind komplexe Ökosysteme und Gentechnik-Bäume könnten da sehr störend wirken“, erklärte Geschäftsführer Andrew Kimbrell. Die Weigerung der Behörde, ihre Kompetenzen zu nutzen, sei daher schockierend. [dh]