Zu Beginn des Jahres sah sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) scharfer Kritik ausgesetzt. Von einem Besuch in Washington hatte er den Vorschlag mitgebracht, sich im Rahmen der TTIP-Verhandlungen auf eine Gentechnik-Kennzeichnung per Smartphone-Scanner zu einigen. Später dementierte sein Ministerium: es sei lediglich um den US-Markt gegangen. Dort hält man die Idee offenbar weiterhin für gut. Agrarminister Tom Vilsack warb vor dem Kongress erneut für die Handylösung.
Laut der Nachrichtenagentur Associated Press sagte Vilsack Ende Februar, Verbraucher könnten über den Strichcode auf Lebensmittelverpackungen alle möglichen Informationen scannen, darunter auch zur gentechnischen Veränderung von pflanzlichen Zutaten. Damit könne die Industrie das Problem sehr schnell lösen, argumentierte der Minister. Da eigentlich die Lebensmittelbehörde FDA zuständig sei, handle es sich jedoch nicht um einen offiziellen Vorschlag, berichtet die AP.
Verbraucherschutzaktivisten, die sich in den USA für eine verpflichtende Kennzeichnung von Gentechnik-Zutaten einsetzen, lehnen es ab, dass Verbraucher sich nur per Handy informieren können sollen. Der Besitz eines Smartphones solle nicht über den Wissensstand entscheiden, sagte ein Vertreter der Kampagne „Just Label It“. Das Center for Food Safety verwies auf eine Umfrage aus dem Jahr 2013, wonach nur knapp über die Hälfte der erwachsenen US-Amerikaner ein Smartphone besitzt. Der Vorschlag des Agrarministers sei „absurd, absolut ungerecht und unpraktisch“.
In der EU müssen Lebensmittel, die Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten, gekennzeichnet werden. Deshalb sind solche Produkte im Handel eine Ausnahme. Bei tierischen Erzeugnissen wie Fleisch, Eiern und Milch klafft jedoch eine Transparenzlücke – hier muss nicht angegeben werden, welche Futtermittel die Tiere bekommen haben. In der industriellen Tierhaltung wird häufig Soja und Mais von Gentech-Plantagen in Nord- und Südamerika eingesetzt. [dh]