In den USA darf das Herbizid „Enlist Duo“, das neben Glyphosat auch 2,4-D enthält, in neun weiteren Bundesstaaten eingesetzt werden. Das teilte die Umweltbehörde EPA vergangene Woche mit. Hersteller Dow Agrosciences darf seit letztem Herbst Saatgut von zur Chemikalie passenden gentechnisch veränderten Mais- und Sojapflanzen vertreiben. Beide Wirkstoffe erhöhten das Krebsrisiko, warnt eine Umweltorganisation.
Laut Medienberichten erlaubte die Environmental Protection Agency (EPA) die Verwendung von „Enlist Duo“ in Arkansas, Kansas, Louisiana, Minnesota, Mississippi, Missouri, Nebraska, North Dakota und Oklahoma. Seit Oktober durfte es bereits in Illinois, Indiana, Iowa, Ohio, South Dakota und Wisconsin eingesetzt werden.
Dow hofft, mit der Kombination der Gentechnik-Pflanzen und der neuen Giftmischung ein für viele US-Farmer gravierendes Problem in den Griff zu bekommen: diese setzten bislang vor allem Glyphosat („Roundup“) ein, gegen das die meisten gentechnisch veränderten Mais- und Sojalinien immun gemacht wurden („Roundup Ready“). Doch die Dauerbelastung auf den Feldern ließ auch Unkräuter resistent werden. Die können nun oft nur noch schwer bekämpft werden. Das „Enlist“-System könne Abhilfe schaffen, verspricht der Konzern.
Für fatal hält indes die Umweltorganisation Environmental Working Group (EWG) die Ausweitung der Herbizidgenehmigung. Beide Wirkstoffe, Glyphosat und 2,4-D, könnten bei Menschen das Risiko erhöhen, bösartige Non-Hodgkin-Lymphome – also Erkrankungen des Lymphsystems - zu entwickeln. Das hätten wissenschaftliche Untersuchungen ergeben. Die Behörde setze damit Landwirte, deren Helfer und Bewohner ländlicher Gebiete einem erhöhten Krebsrisiko aus, kritisierte Scott Faber von der EWG.
Erst im März hatte die Internationale Krebsforschungsagentur IARC, eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO, den Wirkstoff Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Herstellerfirmen wie Monsanto wiesen diese Einschätzung zurück. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnete sie als „schlecht nachvollziehbar“. NGOs kritisierten hingegen die Behörde. Sie habe sich lange zu sehr auf Industrie-Daten verlassen und müsse nun umdenken. [dh]
+++ UPDATE +++ Unter dem Namen „Kyleo“ wird die Mischung von Glyphosat und 2,4-D vom Unternehmen Nufarm auch in Deutschland vertrieben.