Die Kampagne „Ackergifte? Nein danke!“ ruft dazu auf, den eigenen Urin auf Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat testen zu lassen. Bislang liegen nur wenige Daten zur Glyphosatbelastung von Verbrauchern vor, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten und daher vor allem über die Nahrung in Kontakt mit dem Gift kommen können. Glyphosat wurde dieses Jahr von der Internationalen Krebsforschungsagentur als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.
Bei einer Reihe von Veranstaltungen – die ersten finden im September in Brandenburg und Berlin statt – verteilt die Kampagne „Urinprobensets“. Diese könnten dann „einfach zu Hause befüllt und anschließend an das mit uns kooperierende Labor eingeschickt werden“. Wer seine eigenen Glyphosatwerte erfahren möchte, muss die beim Labor anfallenden Kosten von 45 Euro übernehmen.
„Eine breite Datenerhebung über Glyphosat im Urin und in der Muttermilch ist längst überfällig“, erklärt Leonie Sontheimer von „Ackergifte? Nein danke!“. „Da die zuständigen Stellen bislang keine Bereitschaft zeigen, aktiv zu werden, müssen wir die Sache eben selbst in die Hand nehmen.“
Glyphosat, der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Herbiziden, wurde vor einigen Monaten als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Diese Entscheidung der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC sehen Agrochemie-Konzerne, aber auch Behörden wie das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung allerdings kritisch. In der EU steht eine Entscheidung darüber an, ob Glyphosat weitere zehn Jahre lang eingesetzt werden darf.
Ein Großteil der gentechnisch veränderten Pflanzen, die heute in Ländern wie den USA, Argentinien und Brasilien angebaut werden, sind gegen Glyphosat immun, da ihnen entsprechende DNA eingesetzt wurde. Dadurch können die Felder systematisch und häufig besprüht werden. Auch in der konventionellen Landwirtschaft, unter anderem in Deutschland, wird jedoch viel Glyphosat versprüht. 2012 wurden hierzulande laut Umweltbundesamt circa 6.000 Tonnen eingesetzt. [dh]