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Gentechnik-Soja: Made in Argentina

Argentinische Forscher haben mit staatlicher Unterstützung zwei Gentechnik-Pflanzen entwickelt: Sie versprechen eine dürreresistente Soja und eine virusresistente Kartoffel. Die Regierung ist stolz auf die hohen Investitionen in Innovation und Forschung. Bleibt die Frage: Was bringt es dem Land? Kleinbauern und Indigene wünschen sich für ihre Landwirtschaft einen anderen Kurs.

Das südamerikanische Land zählt seit Jahren zu den Hauptanbauländern von Gentechnik-Soja - vornehmlich für den Export in europäische Futtertröge. Vor den negativen Folgen des Anbaus von Gentechnik-Pflanzen und des einhergehenden Einsatzes von Spritzmitteln warnen nationale sowie internationale Organisationen seit Jahren. Nun spielt Argentinien – nach Ansicht der Regierung natürlich nur dank der Forschungspolitik von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner - auch im Kreis der Gentechnik-Patent-Inhaber mit. Vergangene Woche bestätigte das argentinische Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei die Zulassung von zwei gentechnischen „Events“.

Für die Soja versprechen die Entwickler zufriedenstellende Erträge trotz Wassermangel und hohem Salzgehalt im Boden. Dafür habe die Nationale Universität del Litoral in Santa Fé gemeinsam mit CONICET, der nationalen Organisation zur Beförderung der Wissenschaft und Technik ein Sonnenblumengen (Hahb-4) verändert. Dieses Gen spielt bei der Sonnenblume eine wichtige Funktion bei Stressfaktoren wie Dürre und salzhaltigem Boden. Das gentechnisch veränderte Konstrukt haben sie patentiert.

Für den Einbau der Eigenschaft in die Soja-Pflanzen haben die Entwickler die Lizenz an die argentinische Firma INDEAR der Bioceres-Gruppe übertragen. Den Vertrieb übernimmt Verdeca, ein Joint Venture von Bioceres und Arcadia Biosciences, einem kalifornischen Börsenunternehmen. Ziel des Joint Venture ist es laut firmeneigener Webseite, Gentechnik-Pflanzen für den Weltmarkt zu „deregulieren“ - also die Türen für den Export zu öffnen.

Verdeca hat sich auf den Vertrieb von gentechnisch veränderten Events für Sojapflanzen in alle Welt spezialisiert. Geworben wird mit einem Ertragszuwachs von 14 Prozent. Schadensersatz bei Nichteintreten der versprochenen Pflanzenleistung ist aber ausgeschlossen – das Joint Venture hat sich hier mittels eines Instruments des US-amerikanischen Rechts abgesichert.

Bislang ist weltweit nur eine Gentechnik-Pflanze zugelassen, die gegen Dürre resistent sein soll: der „Drought Guard“-Mais von Monsanto (MON87460). Er darf in den USA angebaut werden, in der EU ist er seit April als Lebens- und Futtermittel zugelassen. Laut einer Studie unabhängiger Forscher der Union of Concerned Scientists (UCS) hält der Gentechnik-Mais bei Trockenheit jedoch nicht das, was er verspricht. Sie halten die Gentechnik nicht für geeignet, wirksam vor Dürre schützen zu können. Denn Trockenphasen seien unterschiedlich stark und würden durch viele weitere Faktoren, beispielsweise die Bodenqualität, beeinflusst.

Auch Greenpeace Argentinien kritisiert die neue Gentech-Soja. Hernán Giardini, Koordinator der Kampagne Argentinische Wälder, warnte schon 2012 vor weiterem Verlust an Trockenwaldgebieten. Die Einführung einer trockenresistenten Soja-Sorte würde die Verbreitung in neue Gebiete wie Patagonien antreiben, weil dann auch Bauern in diesen niederschlagsarmen Regionen in den Sojaanbau einsteigen könnten.

Argentinische Kleinbauern und Indigene wünschen sich einen anderen Entwicklungspfad: Keine Sojaproduktion für den Export, keine weitere Ausbreitung der Agro-Gentechnik, dafür Investitionen in eine agrarökologische und nachhaltige Landwirtschaft.

Die zweite argentinische Gentechnik-Pflanze ist eine Kartoffel, die gegen das Kartoffelvirus Y resistent sein soll. Ob sie sich auch in der Praxis bewähren kann, bleibt abzuwarten. Im Nachbarland Brasilien klappte es mit solchen Gentechnik-Eigenschaften nicht, wie das Gen-ethische Netzwerk erst im April berichtete: "Die staatliche landwirtschaftliche Forschungsinstitution Embrapa in Brasilien hat angekündigt, die gentechnisch veränderte Bohne Embrapa 5.1 nicht für den kommerziellen Anbau anzubieten. Grund für diese Entscheidung ist, dass die Virusresistenz der Bohnen im Freiland nicht funktioniert." [keh]

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