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USA: Kennzeichnung wird unwahrscheinlicher

Lebensmittel zu kennzeichnen, wenn sie Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten, ist in der EU vorgeschrieben. In den USA tappen Verbraucher hingegen im Dunkeln. Dass sich das ändern könnte, ist unwahrscheinlich – umso mehr, nachdem sich der Senat in Washington letzte Woche mit dem Thema befasst hat. Offenbar befürworten die meisten Agrarpolitiker im Senat eine „freiwillige Kennzeichnung“. Sie würde schärfere Maßnahmen von Bundesstaaten aushebeln.

Nach der Anhörung im Agrarausschuss des Senats am letzten Mittwoch gehen viele Beobachter davon aus, dass es dort eine Mehrheit für eine freiwillige Kennzeichnung geben könnte. Die zweite Parlamentskammer, das Abgeordnetenhaus, hatte einem entsprechenden Entwurf des Republikaners Mike Pompeo bereits im Juli zugestimmt. Die Abstimmung im Senat steht noch aus – mehrere Senatoren forderten, unterstützt von Agrarverbänden wie der American Soybean Association, eine möglichst rasche Lösung noch vor Ende des Jahres.

Ihnen geht es wohl vor allem darum, zu verhindern, dass einzelne Bundesstaaten eigene Kennzeichnungsvorschriften einführen. Vermont hat bereits ein Gesetz verabschiedet, das nächstes Jahr in Kraft treten soll. Lebensmittel, die Bestandteile von Gentechnik-Pflanzen enthalten, müssten dann ein Label tragen. In anderen Bundesstaaten gibt es ähnliche Bestrebungen.

Ein nationales Kennzeichnungsgesetz würde diesen einzelstaatlichen Gesetzen einen Riegel vorschieben. Washingtons Alternative: Freiwilligkeit. Der Entwurf, über den die Senatoren berieten, würde es Lebensmittelherstellern zwar ermöglichen, Gentechnik-Hinweise auf die Verpackung zu drucken – es wäre aber nicht vorgeschrieben. Zudem sollen tierische Produkte wie Fleisch, Eier und Milch sogar dann mit „Ohne Gentechnik“ werben dürfen, wenn die Tiere mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden.

Die Fütterung mit Gentech-Soja und -Mais ist in den USA die Regel. Zudem landen die Früchte der Pflanzen dort auch direkt in Fertiggerichten, Snacks, Limonaden und anderen Nahrungsmitteln zum direkten Verzehr - beispielsweise in Form von Sojaöl oder Zucker aus gentechnisch veränderten Rüben. Bei Mais und Soja wachsen in den USA auf mehr als 90 Prozent der Anbaufläche gentechnisch veränderte Pflanzen.

ÄPFEL: FAST-FOOD-BRANCHE LEHNT GENTECH-OBST AB

Gleichzeitig reagieren einige Lebensmittelproduzenten, Restaurants und Fast-Food-Ketten darauf, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auch vielen US-Verbrauchern den Appetit verderben. Jüngstes Beispiel: Obst. Wendy's, eine der wichtigsten Schnellrestaurant-Ketten des Landes, bestätigte auf Anfrage von Umweltschützern, dass sie keine gentechnisch veränderten Äpfel anbieten wird.

Ab nächstem Jahr dürfen die unter dem Namen „Arctic“ entwickelten Äpfel in den USA erstmals auf den Markt gebracht werden. Sie sollen nach dem Aufschneiden nicht so schnell braun werden. Erreicht wurde das durch eine neue Gentechnik-Methode, die RNA-Interferenz-Technik. Sie nutzt den natürlichen Reparaturmechanismus der Zellen aus, um Veränderungen im Erbgut hervorzurufen. Verbraucherschutzorganisationen wie das Center for Food Safety (CFS) warnen, Risiken der Technologie seien bislang kaum untersucht worden.

Wendy's steht mit dem Verzicht auf die Gentechnik-Äpfel nicht allein da. Laut CFS lehnten auch McDonald's und andere Firmen ab. Verbände wie USApple und Northwest Horticultural Council, die nach Angaben von CFS für mehr 60 Prozent der Apfelernte stehen, wollen die transgenen Apfelbäume ebenfalls nicht nutzen.

Meinungsumfragen zeigen immer wieder, dass nicht nur europäische sondern auch US-Verbraucher Gentechnik auf dem Teller ablehnen und sich mehr Transparenz wünschen. [dh]

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