Das Schweizer Moratorium auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen soll weiter gelten. Die Regierung in Bern beschloss, es bis Ende 2021 zu verlängern. Allerdings ist das keine generelle Absage der Politik an die Agro-Gentechnik. In den kommenden Jahren wolle man über den „möglichen zukünftigen Einsatz von GVO“ diskutieren. Forschungsfreisetzungen bleiben erlaubt.
„Die Verlängerung des Moratoriums bis 2021 erlaubt nach Ansicht des Bundesrates eine gründliche und sachliche Diskussion des möglichen zukünftigen Einsatzes von GVO in der schweizerischen Landwirtschaft“, erklärten das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) vergangene Woche. „Das soll auf der Grundlage von Erwägungen geschehen, die nicht nur auf Biosicherheitsaspekte beschränkt sind, sondern etwa auch ökonomische und landwirtschaftliche Gesichtspunkte miteinbeziehen.“
Für den Fall, dass aufgrund neuer Gentechnik-Eigenschaften ein „Sinneswandel zugunsten von GVO“ stattfinden sollte, will die Regierung vorbereitet sein. Per Gesetz könne man die Grundlage für „eine kontrollierte Einführung von GVO in der Landwirtschaft“ schaffen. Gentechnisch veränderte Pflanzen und konventionelle Felder sollen also koexistieren.
Umwelt- und Verbraucherschützer sehen das kritisch. „Eine Koexistenz ist in der kleinräumigen, vielfältigen Schweizer Landwirtschaft weder realisierbar noch wirtschaftlich sinnvoll“, erklärte die Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG). „Ein Nebeneinander von gentechnisch veränderter und gentechnikfreier Landwirtschaft wäre teuer und würde auf allen Stufen der Ernährungskette zusätzliche Kosten und Verunsicherung verursachen.“
Auch die Öko-Branche warnte vor einer parallelen Gentechnik-Landwirtschaft. „Eine Koexistenz von gentechnisch veränderten und nicht gentechnisch veränderten Organismen hätte für Biobetriebe verheerende Folgen“, so Bio Suisse. Bio-Lebensmittel würden durch gentechnische Verunreinigungen unverkäuflich, das gesamte Lebensmittelangebot teurer.
Die Grünen-Parlamentarierin und SAG-Chefin Maya Graf forderte: „Die Zeit des Moratoriums muss nun genutzt werden, um lokal ausgerichtete und ressourcenschonende Produktionssysteme zu fördern und zu entwickeln. Nur so können gesunde Lebensmittel produziert werden, die unsere natürlichen Lebensgrundlagen erhalten. Die kommenden Jahre müssen auch genutzt werden, um die gesetzlichen Grundlagen für eine multifunktionale, sozial- und umweltverträgliche Landwirtschaft ohne Gentechnik zu schaffen.“ [dh]