Stichproben zeigen: in deutschem Honig sind mitunter Rückstände des Unkrautkillers Glyphosat - teils deutlich mehr als gesetzlich erlaubt. Ein Problem für Imker, die ihr Produkt dann nicht verkaufen dürfen, auch wenn nicht sie es sind, die das Herbizid einsetzen. Eine Studie zeigt aber auch, dass zumindest in den USA auch glyphosat-belastete Honige an Verbraucher verkauft wurden. Umstritten ist nach wie vor, ob das Mittel Krebs auslösen kann.
Ein Imker aus Brandenburg hatte letzten Sommer eine Honigprobe genommen und diese vom Labor einer niedersächsischen Behörde prüfen lassen. Das Ergebnis: sein Honig enthielt hundertmal mehr Glyphosat als für Lebensmittel erlaubt - 5,11 Milligramm pro Kilogramm Honig statt des gesetzlichen Höchstgehalts von 0,05 Milligramm. Der Imker führt das darauf zurück, dass Landwirte in seiner Region Glyphosat spritzen und dabei auch Kornblumen, die die Bienen gerne anfliegen, das Herbizid abkriegen. Der Landkreis Spree-Neiße, in dem der Imker seine Bienen hält, ordnete laut einem Schreiben eine nochmalig Untersuchung der Honigprobe an.
Weitere Honige aus dem brandenburgischen Landkreis sowie aus Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg enthielten laut der Aurelia-Stiftung ebenfalls Glyphosat. Es gebe auch bei diesen eine „erschreckende Belastung mehrerer Honigproben“, teilte die Stiftung gestern mit. „Die Befunde belegen, dass Unkrautbekämpfung mit Glyphosat die Verkehrsfähigkeit von Honig gefährden“, erklärte Stiftungsvorstand und Imker Thomas Radetzki. „Jegliche Anwendung in blühende Pflanzenbestände muss von den nationalen Behörden verboten und dies auch Bestandteil einer eventuellen Verlängerung der Zulassung durch die EU Kommission werden.“ Brüssel kann den Einsatz des Herbizids für weitere eineinhalb Jahre erlauben, nachdem sich die Mitgliedstaaten der EU am Freitag nicht auf ein Ja oder Nein einigen konnten.
Über die Glyphosat-Belastung von Honig aus Deutschland ist nur wenig bekannt, es gibt kaum groß angelegte Untersuchungen. Vor zwei Jahren kam eine Studie von Experten der Messtechnikfirma Abraxis und der Universität Boston zu dem Ergebnis, dass auf dem US-amerikanischen Markt viele frei erhältliche Honige Glyphosat enthalten: bei 59 Prozent der analysierten Produkte - die nicht nur aus den USA, sondern auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern, Asien und Südamerika stammten - wurden sie fündig.
Dabei gab es jedoch große Unterschiede: so war die durchschnittliche Glyphosat-Belastung von Honig aus Ländern, die den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen erlauben, mehr als doppelt so hoch (71 Nanogramm pro Gramm) wie bei Honig aus Ländern, in denen keine oder kaum Gentechnik auf dem Feld genutzt wird (31 Nanogramm pro Gramm). Gentech-Pflanzen sind häufig gegen den Einsatz von glyphosat-haltigen Herbiziden resistent gemacht und darauf ausgelegt, mehrfach besprüht zu werden, ohne selbst Schaden zu nehmen. [dh]