Rapsöl (Foto: Andrew Hitchcock, Canola Oil / flickr, http://bit.ly/29SL9Gs, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Wertschätzung

Finden Sie diese Nachricht hilfreich? Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.

Neue Gentechnik: Rapsöl landet schon auf dem Teller

In der EU wird noch immer darüber diskutiert, wie neue Gentechnik-Verfahren – darunter CRISPR oder die Oligonukleotid-gesteuerte Mutagenese (OgM) – reguliert werden. In den USA landen erste Produkte schon auf dem Acker – und auf den Tellern der Verbraucher. Laut Bloomberg.com wurden letztes Jahr über 3.000 Hektar gen-editierter Raps geerntet und zu Öl gepresst. Beworben werde dieses als „Nicht-Gentechnik“.

In diesem Jahr sollen Landwirte in North Dakota und Montana alleine 8.000 Hektar des angeblich gentechnik-freien Rapses angebaut haben. Der Agrarhandels-Gigant Cargill verarbeitet ihn zu Öl weiter. Das Saatgut stammt von der Biotech-Firma Cibus. Unklar ist aber, um welches Öl es genau geht und ob es ein anerkanntes Nicht-Gentechnik-Label trägt. Die Organisation Non-GMO Project, die die Kennzeichnung in den USA vergibt, erklärte letztes Jahr, den Cibus-Raps nicht aufzunehmen, berichtete die Rundfunkstation KPBS.

Cibus hat den Raps mittels Oligonukleotid-gesteuerter Mutagenese resistent gegen Herbizide auf Basis von Sulfonylharnstoffen (SU) gemacht. Ihren Raps nennt die Firma daher SU-Raps. Und: sie bewirbt ihn als „non-transgenic (non-GMO)“. Damit, so verspricht Cibus, könnten Farmer sogar die Prämien, die für gentechnik-freie Rohstoffe gezahlt werden, abgreifen. Auf der Produktwebseite cibuscanola.com bietet sie gleich den direkten Kontakt zu Cargill.

Der Handelskonzern nimmt Landwirte unter Vertrag, die dann den OgM-Raps anbauen – damit will Cargill den auch in den USA größer werdenden Markt für gentechnik-freie Lebensmittel bedienen. Im Land angebauter Raps basiert bislang zu 90 Prozent auf „klassischer“ Gentechnik.

Doch ist der Raps wirklich nicht-gentechnisch? In der EU ist das umstritten. Während beispielsweise eine deutsche Behörde in den Cibus-Pflanzen tatsächlich „keine gentechnisch veränderten Organismen i.S.d. Gentechnik-Gesetzes“ sieht, halten einige Wissenschaftler und Juristen das für falsch. Hier werde auf eine Art und Weise ins Erbgut eingegriffen, die klar auf Gentechnik schließen lasse. Wird der Raps hingegen als gentechnik-frei eingestuft, müssten daraus hergestellte Lebensmittel nicht gekennzeichnet werden. Auch eine Risikoprüfung wäre hinfällig.

Cibus erwartet laut seiner Webseite, dass der Raps ab 2017 in Kanada vermarktet werden kann – und „nach 2018“ auf „anderen wichtigen globalen Märkten“. Zudem forscht die Firma an weiteren Pflanzen, deren Erbgut sie mittels OgM manipuliert – darunter Reis und Kartoffeln. Letztere sollen, ebenfalls als „nicht-gentechnisch“ beworben, „gegen Ende des Jahrzehnts“ auf den US-Markt kommen.

In der EU wird darauf gewartet, wie Brüssel OgM und andere neue Verfahren einstuft – als Gentechnik oder als konventionelle Züchtung. Ebenfalls auf der Liste: CRISPR, Zinkfingernuklease-Technik und einige weitere. In Deutschland, wo eine Behörde dem Cibus-Raps bereits grünes Licht erteilt hatte, darf er vorerst jedenfalls nicht angebaut werden. Mit einer Klage gegen den Bescheid der Behörde sorgten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und zwei Bio-Firmen für einen Aufschub. Auch die EU-Kommission hatte gemahnt, auf ihre Einstufung zu warten. Die selbst gesetzten Fristen hielt Brüssel jedoch mehrfach nicht ein. [dh]

Wir nehmen Datenschutz ernst!
Unsere Seiten nutzen in der Grundeinstellung nur technisch-notwendige Cookies. Inhalte Dritter (YouTube und Google Maps) binden wir erst nach Zustimmung ein.
Cookie-Einstellungen | Impressum & Datenschutz

OK