Die Europäische Kommission hat den US-amerikanischen Chemiekonzernen Dow und DuPont erlaubt sich zusammenzuschließen. Voraussetzung sei, dass DuPont große Teile seiner Pestizidsparte verkaufe, teilte die EU-Kommission gestern mit. Zugleich forderten fast 200 gemeinnützige Organisationen die Kommission auf, die Großfusionen in der Agrarchemie zu stoppen.
Nach Ansicht von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sichert der aktuelle Beschluss den Wettbewerb auf dem Pestizidmarkt. Indem DuPont sich verpflichte, fast seine gesamte globale Forschungs- und Entwicklungssparte zu veräußern, könne der Käufer auch bei den Produktinnovationen zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber für den neuen Großkonzern werden, so die EU-Kommission. Dow muss sich von zwei Fabriken für petrochemische Produkte trennen.
„Der Wettbewerb muss in dieser Branche funktionieren, damit sich die Unternehmen veranlasst sehen, Produkte zu entwickeln, die Gesundheit und Umwelt möglichst wenig belasten“, erklärte Vestager. „Wir nehmen das sehr ernst, weil es hier buchstäblich um das tägliche Brot geht.“
Nach Angaben des Handelsblatts wäre die 130 Milliarden Dollar schwere Fusion von Dow und Dupont bisher die größte aller Zeiten in der Chemiebranche. Daneben hat der staatseigene chinesische Agrochemiekonzern ChemChina bei der EU-Kommission beantragt, der Übernahme des Schweizer Saatgut- und Pestizidkonzerns Syngenta zuzustimmen. Der Antrag des deutschen Chemiekonzerns Bayer, den US-Saatgutgiganten Monsanto zu übernehmen, liege noch nicht vor, so die Kommission. Jeder Antrag werde gemäß der aktuellen Marktlage entschieden.
Unterdessen haben fast 200 Umwelt-, Agrar- und Entwicklungs-Organisationen die EU-Kommission in einem offenen Brief aufgefordert, die geplanten Großfusionen zu verhindern. Die Zusammenschlüsse der sechs Agrarkonzerne würden zu einer inakzeptablen Oligopolstellung führen, in der nur drei Konzerne rund 70 Prozent des weltweiten Pestizidmarktes und mehr als 60 Prozent des kommerziellen Saatguts kontrollierten, heißt es in dem Text. „Die Fusionen würden die durch die industrielle Landwirtschaft verursachten Probleme weiter verschärfen – mit negativen Folgen für das Gemeinwohl und Verbraucher/innen, Bauern und Bäuerinnen, die Umwelt und die Ernährungssicherheit.“ Zu den Unterzeichnern gehören die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, das Gen-ethische Netzwerk sowie „Save our seeds“. [vef]