Das indische Umweltministerium wird gentechnisch veränderten Senf vorerst nicht für den kommerziellen Anbau zulassen. Das für die Zulassung maßgebliche Gremium des Ministeriums habe seine Empfehlung für einen Anbau zurückgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Senfkörner und Senföl gehören zu den Basics der indischen Küche. Entsprechend groß sind in der Bevölkerung die Vorbehalte gegen gentechnisch veränderten (GVO) Senf. Entwickelt haben ihn Wissenschaftler der Universität New Delhi. Die manipulierte Pflanze ist resistent gegen das vom Chemiekonzern Bayer entwickelte Herbizid Glufosinat.
Im Mai 2017 hatte das für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen zuständige Komitee GEAC dem Umweltministerium die Zulassung für den kommerziellen Anbau empfohlen. Dagegen hatten Bauernverbände und Umweltschützer ebenso demonstriert wie die Hindu-Organisation RSS, die der regierenden Partei BJP nahesteht. Am 24. Oktober veröffentlichte das Umweltministerium ein knappes Ergebnisprotokoll der GEAC-Sitzung vom Mai. Von der empfohlenen Anbauzulassung war darin nicht mehr die Rede. Statt dessen hieß es nun, aufgrund der Eingaben verschiedenster Beteiligter würden die mit der Freisetzung des GVO-Senfs verbundenen Aspekte weiter untersucht werden.
Die Times of India geht davon aus, dass hinter dieser Kehrtwende Umweltminister Harsh Vardhan steckt. Er habe aufgrund des starken Protests bereits vor der Veröffentlichung mitgeteilt, dass es die Regierung mit einer Zulasung des GVO-Senfs nicht eilig habe. Die Argumente für und gegen die Zulassung seien gleich stark und müssten kritisch untersucht werden, zitierte ihn die Zeitung. Sie wertete das als Indiz dafür, dass das umstrittene Thema dauerhaft auf Eis gelegt werden soll. Es wäre nicht das erste Mal, das ein GVO-Lebensmittel in Indien scheitert. 2010 hatte Vardhans Vorgänger Jaimar Ramesh den kommerziellen Anbau von GVO-Auberginen abgelehnt, gegen die Empfehlung der GEAC. Somit bleibt es dabei, dass GVO-Baumwolle die einzige gentechnisch veränderte Pflanze ist, die in Indien kommerziell angebaut werden darf. [lf]