Fast zwei Drittel von 20.000 Lebensmittelproben, die im Jahr 2016 von deutschen Behörden untersucht wurden, enthielten Rückstände von Pflanzengiften. Davon seien allerdings nur in 2,6 Prozent mehr Pestizide gefunden worden als zulässig, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gestern mit. Bei den Erzeugnissen aus ökologischem Anbau waren in 71 Prozent keine Pestizid-Rückstände nachweisbar.
Besonders bei exotischen Obst- und Gemüsesorten wie Wasserspinat (Mukunuwenna), Okra, Granatäpfel, Guave oder Passionsfrüchte wurden mit zehn bis 50 Prozent häufig Pestizidrückstände beanstandet, berichtete das BVL. Von den europäischen Produkten waren tiefgekühlte Johannisbeeren (6 % Beanstandungen), wilde Pilze (5,5%) und frische Kräuter (3,7%) am meisten belastet. Besonders häufig verzehrte Sorten wie Kartoffeln, Karotten oder Äpfel waren kaum auffällig. Dabei werde eine Probe, deren Rückstandshöchstgehalt überschritten ist, dann nicht beanstandet, wenn Messunsicherheiten bestehen, erläuterte die Behörde.
Die Tester untersuchten insgesamt 830 Pestizidwirkstoffe. Dabei wurden 136 Wirkstoffe oberhalb der geltenden Höchstgrenze nachgewiesen. In insgesamt 7.420 Proben (38 %) wiesen die Labore gleich mehrere Pflanzengifte nach. Besonders auffällig waren das Fungizid Fosetyl, Quecksilber, das Insektizid Acetamiprid und Kupfer. Kupfer ist ein in der EU zugelassener Futtermittelzusatzstoff, der sich in der Tierleber anreichert und auch dort nachgewiesen wurde. Das Insektizid Acetamiprid, von dem maximal 0,05 mg/kg zugelassen sind, wurde ausschließlich in Honig nachgewiesen. Bei Quecksilber, das sich vor allem in Pilzen fand, sind höchstens 0,01 mg/kg erlaubt. Elf von 4.058 Proben enthielten mehr Glyphosat als erlaubt. Davon waren sechs Honig-Proben (fünf aus Deutschland), viermal Buchweizen und einmal Hirsekörner.
Bio-Lebensmittel wurden wie in den Vorjahren besonders intensiv kontrolliert. Etwa jede zehnte Untersuchung entfiel auf dieses Marktsegment, dessen Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt unter fünf Prozent liegt. 71 Prozent der kontrollierten Biowaren enthielten keine quantifizierbaren Rückstände. Bei konventionell hergestellter Ware waren dies nur 38,7 Prozent. Auch der Anteil der Produkte, die Rückstandsgrenzen überschreiten, war bei Bio-Lebensmitteln mit einem Prozent geringer als bei konventionell erzeugter Ware (2,6 Prozent). Warum sich in Biolebensmitteln überhaupt Pestizidrückstände finden, erklärt Friedhelm von Mering vom Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft: „Die Ökobetriebe wirtschaften ja nicht einem Glashaus. Es kann immer wieder zu Abdrift von konventionell bewirtschafteten Flächen kommen.“ [vef]