Der Markt für gentechnisch verändertes (GVO) Sojasaatgut in den USA gerät in Bewegung. Die bisherige Vormachtstellung von Monsanto ist gefährdet. Um seine Position zu verteidigen, hat der Konzern auf das Herbizid Dicamba gesetzt – und sich damit zusätzlichen Ärger eingehandelt.
Die US-Farmer geben jedes Jahr mehrere Milliarden Euro für GVO-Sojasaatgut und die dazu passenden Herbizide aus. Fast 20 Jahre hinweg war dieser Markt fest in den Händen Monsantos. Doch nun sei eine „Schlacht der Bohnen“ ausgebrochen, titelte die Nachrichtenagentur Reuters. Der Grund dafür: Weil die meisten Soja-Farmer Monsantos RoundupReady-Soja mit ihrer Resistenz gegen das Herbizid Glyphosat angebaut hatten, wurde das Unkraut ebenfalls gegen Glyphosat resistent. Deshalb entwickelten neben Monsanto auch andere Konzerne Sojabohnen, die zusätzlich zu Glyphosat auch gegen andere Pestizide resistent sind.
Die Bohne Enlist E3 von Dow Dupont verträgt Duschen von Glyphosat, Glufosinat und 2-4-D. 2,4-D soll Geburtsschäden und Erbgutveränderungen verursachen sowie hormonell wirksam sein. 2015 haben es die Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. BASF setzt auf die LibertyLink-Linien, die sie von Bayer übernehmen, wenn der Monsanto-Deal perfekt ist. Sie sind gegen Glufosinat resistent. Der von Bayer entwickelte Wirkstoff ist giftig und kann menschliche Embryos schädigen. In der Europäischen Union ist er nur noch bis 31. Juli 2018 zugelassen. Im Rest der Welt darf Glufosinat auch darüberhinaus noch versprüht werden.
Monsantos neue Bohnen sind resistent gegen Dicamba. Der 1967 erstmals zugelassene Wirkstoff wird in Studien mit erhöhten Krebsraten unter Landwirten und Geburtsschäden bei ihren Söhnen in Verbindung gebracht. Außerdem ist Dicamba sehr leicht flüchtig und kann kilometerweit verfrachtet werden. Genau das passierte im vergangenen Jahr, als US-Landwirte erstmals in großem Stil Monsantos Dicamba-resistente Xtend-Sojabohnen anbauten. Das Spritzmittel waberte über die Felder der Nachbarn und schädigte deren Pflanzen, auf insgesamt 1,5 Millionen Hektar. In einem großen Prozess gegen Monsanto und andere Dicamba-Hersteller verlangen betroffenen Landwirte Schadensersatz. Der US-Bundesstaat Arkansas hat den Einsatz von Dicamba in diesem Jahr bereits verboten, andere Bundesstaaten überlegen noch, meldete das Agrarnetzwerk Harvest Public Media. Die US-Umweltbehörde EPA verpflichtete alle Landwirte, die Dicamba einsetzen wollen, zu einer Fortbildung – die von Monsanto kostenlos angeboten wird.
Laut Reuters ist unklar, welches Soja-Saatgut US-Landwirte in diesem Jahr ausbringen werden. Die Nachrichtenagentur zitiert Saatguthändler, die sich vorsichtshalber mit verschiedenen Bohnen eindecken sowie Landwirte, die auf Monsantos Dicamba-Bohnen setzen – damit ihre Ernte in diesem Jahr keinen Schaden leidet. [lf]