Maisernte - über 90 Prozent der Mais-Flächen sind in den USA mit Gentechnik bebaut (Foto: United Soybean Board / flickr, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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Brasilianische Behörde kann Gene Drives ohne Zulassungsverfahren freigeben

Die brasilianische Biosicherheitskommission CTNBio kann den Einsatz von Gene Drives in freier Natur zulassen, wenn sie es möchte. Sie hat Mitte Januar eine Bekanntmachung veröffentlicht und sich darin selbst ermächtigt, neue gentechnische Verfahren wie CRISPR/Cas und Gene Drives von den Regelungen des brasilianischen Gentechnikrechts auszunehmen. Dagegen protestieren Bauern- und Umweltorganisationen.

Gene Drives sind Manipulationen am Erbgut, durch die eine bestimmte, vorher gentechnisch eingebaute Eigenschaft, in Pflanzen oder Tieren dominant vererbt wird und sich dadurch besonders schnell in einer Population ausbreitet. Sie werden bisher nur im Labor erprobt, insbesondere bei Stechmücken, die gefährliche Krankheiten übertragen. CTN Bio hatte bereits 2014 die kommerzielle Freisetzung von gentechnisch veränderten (gv) Moskitos erlaubt, um natürliche Bestände zu dezimieren, deren Tiere Dengue-Fieber übertragen. Mit einem eingebauten Gene Drive, so hofft wohl die Kommision, könnten die gv-Moskitos effektiver wirken.

In Brasilien haben Bauern- und Umweltorganisationen gegen das Vorgehen von CTNBio protestiert. Ihrer Meinung nach begünstigt die Kommission mit der Bekanntmachung internationale Konzerne, die ihre neuen gentechnisch veränderten Pflanzen dadurch ohne Regulierung und Zulassung auf den Markt bringen könnten. Die Organisationen warnen in einer gemeinamen Resolution auch vor den ökologischen Risiken, die mit einer Freisetzung von Organismen mit Gene Drive verbunden seien. João Pedro Stédile von der Landlosenbewegung MST bezeichnet die Entscheidung von CTNBio als illegal. Sie würde die Freisetzung neuen gentechnisch veränderten Saatguts und lebender Organismen erlauben, ohne die geringste Risikoabschätzung und Kontrolle. „Wir werden diesem Anschlag nicht tatenlos zusehen, sondern gegen diese Bekanntmachung kämpfen“ sagte João Pedro Stédile der kanadischen Umweltorganisation ETC Group. Diese zitierte auch einen früheren Mitarbeiter des brasilianischen Ministeriums für ländliche Entwicklung, der das Vorgehen der Kommission kritisiert. CTNBio habe nicht die Autorität und auch kein Mandat dafür. Deren Entscheidung habe massive Auswirkungen auf Landwirte, Verbraucher und Brasiliens Artenvielfalt. „Aber sie wurde getroffen, ohne die Zivilgesellschaft und die Betroffenen anzuhören.“

Über Gene Drives in der Umwelt und ihre Risiken diskutieren auch die Vertragsstaaten der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD). Die ETC Group zitierte dazu Marciano Toledo vom brasilianischen Kleinbauernverband MTA. Er wertete das Vorgehen von CTNBio als Versuch, diese Diskussion zu beeinflussen und ein Moratorium für Gene Drives zu verhindern, das zahlreiche Umwelt- und Bauernorganisationen fordern. [lf]

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