Kartoffelvielfalt aus den Anden (Foto: Luigi Guarino/flickr)

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Glyphosat: Die Mischung macht das Gift

Gebrauchsfertige Pestizidmischungen mit Glyphosat sind für menschliche Zellen weitaus giftiger als Glyphosat als isolierter Wirkstoff. Das zeigen Forschungsergebnisse des US-Gesundheitsministeriums.

Das National Toxicology Programm (NTP) des US-Gesundheitsministeriums vergleicht derzeit die Wirkungen von Glyphosat als isolierter Substanz mit Pestizidmischungen, die neben Glyphosat auch Chemikalien enthalten, die dafür sorgen, dass sich der Wirkstoff gut auf der Blattoberfäche verteilt und in das Blatt einzieht. Erste Ergebnisse dieser Untersuchungen hat die Organisation U.S. Right to Know veröffentlicht. Die NTP-Forscher hatten verschiedene menschliche Zell-Linien mit Glyphosat alleine und als Vergleich dazu mit fertigen Pestizidmischungen wie Roundup behandelt. Dabei zeigte sich, dass die Pestizidmischungen weitaus mehr oxidativen Stress in den Zellen auslösten und sogar Zellen abtöteten, während Glyphosat alleine kaum Effekte auslöste. Die Mischungen seien bis zu 1000-fach potenter gewesen, heißt es in der Untersuchung. Diese ersten Ergebnisse belegten allerdings nicht, dass die Mischungen Krebs oder andere Krankheiten verursachen würden, schränkte Mike DeVito, der Leiter des NTP-Fotschungsprogramms, gegenüber der britischen Tageszeitung "The Guardian" ein. Um das festzustellen, seien weitere Untersuchungen notwendig.

Erschwert werden diese dadurch, dass der amerikanische Hersteller Monsanto die genaue Zusammensetzung seiner Pestizide nicht offenlegt. „Wir kennen die Rezepturen nicht, das sind Geschäftsgeheimnisse“, erklärte DeVito dem Guardian. Eine ebenfalls von US Right to Know veröffentlichte Zusammenfassung eines Treffens von Mitarbeitern der US-Umweltbehörde EPA und Monsanto im Frühjahr 2016 legt nahe, dass auch die Behörde keine Daten über Monsantos Pestizidmischungen hat. Man sei an jeglichen Informationen interessiert, die Monsanto über Unterschiede zwischen Wirkstoff und Pestizidmischung habe, heißt es darin.

The Guardian wirft die Frage auf, ob Monsanto selbst jemals die Giftigkeit der fertigen Mischungen untersucht hat und verweist auf interne Monsanto-Emails aus den Jahren 2003 und 2010. In ihnen schrieben Mitarbeiter des Konzerns, dass fertige Pestizide nicht auf ihre krebserzeugende Wirkung hin überprüft worden seien.

Die Ergebnisse des NTP könnten auch Folgen für die Neuzulassung glyphosathaltiger Pestizide in Deutschland haben. Nachdem die EU den Wirkstoff Gyphosat für weitere fünf Jahre zugelassen hat, muss nun das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) entscheiden, ob es 36 glyphosathaltige Spritzmittel in der Bundesrepublik neu zulässt. Das BVL selbst schreibt, dass ein Antragsteller mit dem Zulassungsantrag für ein Pflanzenschutzmittel alle Einzelheiten der Rezeptur mitteilen müsse. Bei der Zulassung eines Pflanzenschutzmittels werde auch geprüft, ob Beistoffe wie Lösungsmittel, Emulgatoren, Trägerstoffe, Farbstoffe oder Treibgase bedenklich hinsichtlich der Gesundheit oder Umwelt seien. „Grundlage für die Bewertung sind zunächst die vorhandenen Daten und Informationen“. Weiterhin müssten bestimmte toxikologische und ökotoxikologische Studien mit dem Pflanzenschutzmittel durchgeführt werden. „Wenn Fragen offen bleiben, können die Behörden auch gezielt bestimmte Studien mit einzelnen Beistoffen verlangen.“ Bereits Anfang des Jahres hatte eine französische Studie gezeigt, dass glyphosathaltige Pestizide giftiger auf Zellen wirkten als Glyphosat alleine. [lf]

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