Ein Bundesrichter in San Francisco hat die Sammelklage von 450 Krebspatienten zugelassen, die das Herbizid Glyphosat für ihre Erkrankung verantwortlich machen. Der von Bayer übernommene Hersteller Monsanto scheiterte mit seinem Antrag, das Verfahren einzustellen.
Zwei Jahren lang hatte Richter Vince Chhabria ermittelt, hatte sich die Argumente der Kläger und Monsantos sowie der jeweiligen Experten angehört. Er zwang den Hersteller dazu, interne Mails zu veröffentlichen, die als Monsanto Papers bekannt wurden und belegten, wie der Konzern Behörden und Wissenschaftler beeinflusste. Nun kam Richter Chhabria in seinem abschließenden Bericht zu dem Ergebnis, dass die Klagen zulässig seien. Zwar seien die Beweise dafür, das Glyphosat Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) auslöse, schwach, aber wissenschaftlich seriös begründet. Eine Jury könnte auf dieser Basis zu dem Ergebnis kommen, dass Glyphosat in umweltrelevanten Konzentrationen Krebs auslösen könne. Auf die Klägerseite komme als nächstes die Herausforderung zu, in einigen der anhängigen Fälle zu belegen, dass Glyphosat in den Mengen, denen Anwender üblicherweise ausgesetzt seien, ein Non-Hodgkin Lymphom verursachen könnte. Nur dann sei ein Verfahren vor einer Geschworenen-Jury zu rechtfertigen, schrieb der Richter.
Dewayne Johnson hat all diese Hürden schon hinter sich. Der krebskranke Schulgärtner ist der erste Kläger gegen Monsanto/Bayers, dessen Fall vor einer Jury verhandelt wird. Letzten Montag begann das Verfahren mit den Statements des Klägers und des Konzerns. Im Vorfeld hatte die Anwältin des Konzerns bei der zweieinhalbtägigen Befragung der Jury versucht, kritisch gegenüber Chemikalien eingestellte Geschworene ausfindig zu machen und deren Berufung zu verhindern, berichtete die Bürgerrechtsorganisation U.S. Right to Know. Den schließlich berufenen zwölf Geschworenen sei angekündigt worden, sie sollten sich darauf einrichten, dass das Verfahren bis Mitte August dauern werde.
Mit dem Kauf des beklagten Glyphosatherstellers Monsanto hat der Bayer-Konzern auch dessen Prozessrisiken übernommen. „Folgerichtig muss man jetzt von den Bayer-Glyphosat-Prozessen sprechen“, sagte Harald Ebner, der Gentechnik-Sprecher der grünen Bundestagsfraktion. In den Verhandlungen werde sich zeigen, „was an den Läuterungsversprechungen von Bayer für seinen neuen Unternehmensteil dran ist.“ [lf]