Die Fachstelle Gentechnik und Umwelt begleitet die Diskussion zum Thema wissenschaftlich. Grafik: FGU

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Bioökonomierat fordert neues Gentechnikrecht

UPDATE +++ Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu den neuen gentechnischen Verfahren hat der Bioökonomierat die Politik aufgefordert, das Gentechnikrecht zu ändern. Wenn Pflanzen und Tiere, die mit Genome-Editing-Technologien manipuliert wurden, zeitaufwendig nach EU-Recht zugelassen werden müssten, verliere Deutschland den Anschluss an die internationale Entwicklung, meint das Beratergremium der Bundesregierung.

Doch auch die 17 Mitglieder des Rats sehen bei einer zu rasanten unkontrollierten Ausbreitung derart gentechnisch veränderter Organismen (GVO) Risiken. Daher sollte die Bundesregierung ihrer Ansicht nach solche GVO auch nicht komplett freigeben. Wichtig sei eine Regulierung, die zwischen Mutationen und Gentransfers unterscheide und risikoorientierte Verfahren für die Zulassung und Freisetzung vorsehe, sagt Christine Lang, Ko-Vorsitzende des Bioökonomierats und Mitgründerin der Berliner Biotech-Firma Organobalance.

Der 2009 gegründete Bioökonomierat, in dem ExpertInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft vertreten sind, plädiert für ein abgestuftes Genehmigungs- und Zulassungsverfahren mit unterschiedlichen Risikoklassen. Ferner spricht der Rat sich dafür aus, es behördlich zu registrieren und zu beobachten, wenn Wissenschaftler oder Unternehmen Genome-Editing-Technologien einsetzen. Die aktuelle Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Organismen lässt sich nach Ansicht des Gremiums nur aufrechterhalten, wenn sie sich auf größere, artfremde Genomveränderungen beschränkt. Bei winzigen sogenannten Punkmutationen sei eine Kennzeichnung im internationalen Warenverkehr nicht praktikabel. Der Rat empfiehlt daher, die Infrastruktur für freiwillige Zertifizierungen zu stärken, um Verbrauchern die Wahl zu lassen, sich für gentechnikfreie Lebensmittel zu entscheiden.

Bei gesellschaftlich besonders relevante Anwendungen der neuen Technologien müsse die Forschung stärker öffentlich gefördert werden, fordert das Gremium unter Vorsitz von Professor Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn. Begleitend müssten die Auswirkungen auf die Artenvielfalt sowie auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen mithilfe öffentlicher Gelder wissenschaftlich untersucht werden. Schließlich wünschen sich die Berater neue Dialogformate für einen konstruktiven Diskurs mit der Gesellschaft und eine bessere internationale Zusammenarbeit.

Ziel des Bioökonomierats ist laut Webseite, positive Rahmenbedingungen für eine biobasierte Wirtschaft zu schaffen, sowie Forschung und Entwicklung in der Bioökonomie zu fördern. Bei seiner Arbeit wird das ehrenamtliche Beratergremium von einer Geschäftsstelle unterstützt, die das Bundesforschungsministerium nach Angaben einer Sprecherin seit 1.12.2008 mit insgesamt 6,83 Millionen Euro gefördert hat. Aufgabe der Geschäftsstelle sei die fachliche und administrative Betreuung und Unterstützung des Bioökonomierats. Dazu gehöre auch, Vorträge vorzubereiten. Außerdem enthalte das Budget mögliche Reisekosten der Ratsmitglieder, die nach Bundesreisekostengesetz erstattet würden. [vef]

Update: Fördersumme des Bundesforschungsministeriums

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