Ex-Manager und Gentechnikkritiker Caius Rommens. Foto: privat

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Gene Drives: Die weltweite Agrarbewegung verlangt ein Moratorium

Führende Vertreter der weltweiten Agrarbewegung haben ein Moratorium für Gene Drives gefordert. Im November wollen die Mitgliedsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) darüber diskutieren, wie diese Technik kontrolliert werden soll. Auch das Bundesumweltministerium wird dort vertreten sein.

Gene Drives sind Manipulationen am Erbgut, durch die eine bestimmte, vorher gentechnisch eingebaute Eigenschaft in Pflanzen oder Tieren dominant vererbt wird und sich dadurch besonders schnell in einer Population ausbreitet. Das Verfahren könne Arten auslöschen und unterminiere eine nachhaltige und gerechte Landwirtschaft, heißt es in einem Aufruf, den zahlreiche Vertreter von Landwirtschafts- und Entwicklungsorganisationen unterschrieben haben. Sie fordern darin ein weltweites Moratorium für die Freisetzung von Gene Drives und begründen dies mit dem Vorsorgeprinzip.

Über den Stand der Forschungen und die möglichen Gefahren von Gene Drives informiert parallel dazu ein Bericht, den die Heinrich-Böll-Stiftung und die kanadische Umweltorganisation ETC Group herausgegeben haben. Er macht deutlich, dass sich die Entwicklungen nicht auf Moskitos beschränken, die immer wieder als Beispiel in den Medien auftauchen. Wissenschaftler wollen auch Fruchtfliegen, Heuschrecken, pflanzensaugende Käferarten und andere Schädlinge mit Gene Drives ausstatten und damit wildlebende Populationen bekämpfen. Auch Ratten und Mäuse sind bereits Forschungsobjekte für Gene Drives, ebenso Schweine. Bei ihnen soll das Verfahren helfen, gentechnische Veränderungen schneller in der Züchtung zu verankern.

Der Bericht weist darauf hin, dass auch Schädlinge eine wichtige Rolle in Ökosystemen spielen und ihre Auslöschung unvorhersehbare Folgen für das System haben kann. Zudem könnten die mit dem Gene Drive freigesetzten gentechnischen Veränderungen zu unerwarteten Nebeneffekten führen und seien nicht rückholbar. Deshalb fordern die Autoren des Berichts nicht nur ein Verbot aller Freisetzungen von Gene Drives, sondern empfehlen auch, alle Forschungen vorerst auszusetzen. Zuerst brauche es eine breite gesellschaftliche Debatte über diese Technik und klare Regelungen, wie damit umzugehen sei.

Mit solchen Regelungen werden sich die Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) befassen, wenn sie von 17. bis 29. November in Ägypten zusammentreffen. Im Entwurf über die zu fassenden Beschlüsse findet sich auch ein Kapitel über den Umgang mit Gene Drives. Darin sind zwar Vorsorgeprinzip, mögliche Risiken und deren Abschätzung erwähnt, ein Moratorium ist allerdings nicht vorgesehen.

Auf der CBD-Konferenz wird auch das deutsche Bundesumweltministerium vertreten sein. In seiner Antwort auf einen offenen Brief mehrerer Organisationen stellte das Ministerium klar, dass es Freisetzungen von Gene Drives sehr kritisch beurteilt. „Wir setzen uns aus Vorsorgegründen dafür ein, dass in Deutschland und Europa keine Freisetzung von Organismen, die Gene Drive enthalten, erfolgt, solange negative Effekte auf die Biodiversität nicht ausgeschlossen werden können“, schreibt das Ministerium. Und das man sich im Rahmen der CBD für eine Umsetzung des Vorsorgeansatzes einsetze. Das Wort Moratorium kommt in dem Schreiben nicht vor.

Es dürfe weder in der EU noch in anderen Teilen der Welt zu unkontrollierbaren Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen kommen, kommentierte Silvia Bender vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland das Schreiben. „Wir erwarten, dass sich die Bundesregierung im Sinne des Vorsorgeprinzips mit Nachdruck für ein Moratorium für Gene Drives einsetzt“, sagte sie. [lf]

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