Auf einem unbepflanzten Feld im US-Bundesstaat Washington ist gentechnisch veränderter (gv) Weizen MON 71800 gefunden worden. Wie die amerikanische Kontrollbehörde für Tier- und Pflanzengesundheit (APHIS) im Juni mitteilte, ist der Weizen gegen das Pflanzengift Glyphosat resistent. Er soll nicht in die Lebensmittelkette gelangt sein.
Entdeckt wird solcher gv-Weizen meist, wenn eine Ackerfläche mit einem glyphosathaltigen Unkrautvernichter freigemacht werden soll und einige Ähren das überleben. Da in den USA schon öfter nicht zugelassener gv-Weizen aufgetaucht ist, haben die US-Behörden 2016 strengere Regeln für Freilandversuche erlassen. So müssen Forscher sich solche Versuche seither genehmigen lassen. Mithilfe von Auflagen will APHIS das Risiko minimieren, dass der gv-Weizen sich außerhalb der Versuchsfelder ansiedelt oder nach dem Ende der Versuche dort weiterwächst. APHIS wies daraufhin, dass es in den USA derzeit nicht erlaubt ist, gv-Weizen kommerziell anzubauen oder zu verarbeiten.
Wie eine Sprecherin des Chemiekonzens Bayer der Nachrichtenagentur Reuters sagte, habe sich an dem aktuellen Fundort früher eine Versuchsfläche ihres Tochterunternehmens Monsanto befunden. Der amerikanische Saatgutgigant war 2018 von Bayer aufgekauft worden. Monsanto hatte in den 1990er und 2000er Jahren dort glyphosatresistenten Weizen entwickelt, den es zusammen mit seinem glyphosathaltigen Spritzmittel Round up verkaufen wollte. Im Jahr 2004 stellte Monsanto die Versuche jedoch ein, da amerikanische Landwirte befürchteten, gv-Weizen in Übersee nicht verkaufen zu können. Offenbar zu recht. Wie die Webseite „Farm and Dairy“ (deutsch: Bauernhof und Milchwirtschaft) berichtete, hatten Länder wie Japan und Korea seit 2013 sämtliche amerikanische Weizenlieferungen auf zwei gentechnisch veränderte Weizensorten hin untersucht. Einige asiatische Länder verboten den Import von US-Weizen zeitweise komplett.
Die Landwirte seien frustriert, dass jetzt schon wieder gv-Weizen gefunden wurde, teilte der Verband der amerikanischen Weizenhändler (USW) mit: „Sie fühlen sich hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie das Problem lösen sollen.“ Als die Behörde des Landwirtschaftsministeriums USDA den Fund bekannt gab, sei noch nicht einmal klar gewesen, um welche gv-Weizensorte es sich handele, kritisierte der Verband. Da könne doch keiner abschätzen, wie die Importländer reagierten. Bereits 2018 war in Alberta, Canada, 2016 im US-Bundesstaat Washington, 2014 in Montana und 2013 in Oregon nicht zugelassener gv-Weizen gefunden worden. [vef]