Die Bayertochter Monsanto hat im 1. Halbjahr 2019 deutlich weniger gentechnisch verändertes (gv) Soja- und Maissaatgut verkauft als in der ersten Hälfte 2018. Das ergibt sich aus dem Halbjahresbericht des Bayerkonzerns, der heute vorgelegt wurde. Auch Pflanzengifte des Konzerns wie das glyphosathaltige Roundup fanden weniger Abnehmer. Bayer führt das vor allem aufs Wetter und auf Handelskonflikte zurück.
Die Umsatzerlöse bei gv-Saatgut für Soja gingen demnach währungsbereinigt um 25 Prozent, bei Mais um drei Prozent zurück. Dabei wird so gerechnet, als habe Monsanto schon ab 1.1.2018 zu Bayer gehört und die an den Konkurrenten BASF abzugebenden Geschäftsbereiche bereits nicht mehr. Tatsächlich hat der Leverkusener Chemiekonzern den amerikanischen Saatguthersteller erst am 7. Juni 2018 für 63 Milliarden US-Dollar erworben und durfte ihn ab September ins Unternehmen integrieren. Heute ist der neue Großkonzern an der Börse weniger wert, als Bayer damals für Monsanto bezahlt hat. Dementsprechend bezweifeln seither immer mehr Aktionäre, dass sich das Geschäft gelohnt hat.
Neben steigenden Prozessrisiken und massivem Reputationsverlust für Bayer bricht nun auch noch der Absatz auf Monsantos Stammmarkt Amerika ein: Wegen extremer Wetterbedingungen in den USA, wo Überschwemmungen und starke Regenfälle im Mittleren Westen die Aussaat verzögerten, sei weniger Ackerfläche bestellt und dementsprechend weniger Mais- und Sojasaatgut gekauft worden, heißt es im Wirtschaftsbericht. Damit versprühten die Bauern auch weniger Pflanzengifte wie Monsantos glyphosathaltiges Roundup. Die Folge: Bayer konnte fünf Prozent weniger Herbizide verkaufen.
Beim gv-Mais seien zudem die Lizenzeinnahmen in Brasilien zurückgegangen. Beim Sojasaatgut haben sich laut Lagebericht die Handelskonflikte in den USA sowie ein erhöhter Wettbewerbsdruck negativ auf den Absatz ausgewirkt. Lediglich gentechnisch verändertes Baumwollsaatgut konnten Bayer/Monsanto in den USA im Halbjahresvergleich besser verkaufen als 2018. Insgesamt ging der Umsatz von Bayers Agrarsparte gegenüber dem 1. Halbjahr 2018 um fünf Prozent zurück, im Vergleich zum Vorquartal waren es sogar zehn Prozent.
Zudem belasten Zigtausende von Prozessen, die gegen Bayer in den USA laufen, den Konzern finanziell. Allein im Agrarbereich stieg die Zahl der Klagen wegen Gesundheitsschäden durch den Unkrautvernichter Glyphosat inzwischen auf 18.400 (Stand 11.7.19). Auch in Kanada und Europa sind Gerichtsverfahren um das Totalherbizid anhängig. Und die drei bisher erstinstanzlich entschiedenen Prozesse in den USA hat Bayer alle verloren. Zwar reduzierten Richter jeweils aus Gründen der Verhältnismäßigkeit den von den Geschworenen zugesprochenen Strafschadenersatz. Aus den dem Rentnerehepaar Pilliod zugesprochenen zwei Milliarden US-Dollar wurden daher jetzt knapp 90 Millionen. Doch in allen Fällen machten die Gerichte Bayer für die Krebserkrankungen der Betroffenen verantwortlich. Um die Verfahren abzukürzen, hatte ein Richter den Konzern daher zu Vergleichsverhandlungen verdonnert. Auch wenn Bayer Glyphosat für sicher halte, werde man sich konstruktiv in diesen Mediationsprozess einbringen, heißt es im Wirtschaftsbericht. Wie Finanzen.net berichtet, könnte ein Vergleich nach Schätzung von Bankanalysten 15 bis 20 Milliarden Euro kosten.
Zugleich versprach der Konzern, fünf Milliarden Euro zu investieren, um nach Alternativen zu Glyphosat zu suchen. Bereits im Juni hatte Bayer angekündigt, sich höhere Maßstäbe für Transparenz, Nachhaltigkeit und den Umgang mit allen Interessengruppen zu setzen. Vorausgegangen war heftige Kritik an mehreren Lobbyaktivitäten Monsantos, die noch in die Zeit vor der Übernahme fielen. Als Kampf gegen das giftige amerikanische Erbe ist auch die Ankündigung zu verstehen, die Umweltbilanz der landwirtschaftlichen Produkte deutlich zu verbessern. Bis 2030 wolle man die Auswirkungen auf die Umwelt um 30 Prozent verringern. Durch die umweltfeindlichen Produktionsbedingungen bei Monsanto hatte sich Bayers Ökobilanz in diesem Jahr massiv verschlechtert. [vef]