Monarchfalter (Foto: Richiebits, public domain)

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Verbände: Nulltoleranz bei Gentech-Saatgut statt Grenzwerten

Deutsches Saatgut scheint weiterhin kaum mit gentechnisch veränderten (gv) Samen verunreinigt. Im Kontrollzeitraum 2018/19 fanden die Behörden in 785 Stichproben dreimal gv-Mais und einmal gv-Raps. Verbände fordern, das geltende Nulltoleranz-Prinzip zu erhalten und häufiger zu kontrollieren. Sie befürchten, dass die europäischen Mitgliedsstaaten auf Druck der Saatgutindustrie Grenzwerte für einen erlaubten Anteil von gv-Samen in konventionellem Saatgut einführen könnten.

„Eine konsequente Umsetzung der Nulltoleranz für Gentechnik im Saatgut ist für die Sicherung einer gentechnikfreien Landwirtschaft existentiell“, sagte Jan Plagge, Präsident von Bioland e.V. Die mehr als 2000 Hektar gentechnisch verunreinigter Winterrapsfelder in der Saison 2018/19 zeigten, dass bei Kulturarten wie Mais oder Raps, wo das Risiko einer Kontamination groß ist, stichprobenartige Prüfungen des Saatguts nicht mehr ausreichten. „Um unsere Nahrung gentechnikfrei zu halten, ist es bei diesen Risikokulturen leider notwendig geworden, alle Saatgutpartien zu überprüfen“, so Plagge. „Hier sollten die Bundesländer ihr Monitoring verstärken.“ Die gentechnischen Verunreinigungen in einer Charge Monsanto-Winterraps aus Frankreich waren im Dezember 2018 erst auf einen Hinweis aus dem Nachbarland entdeckt worden. Die bereits ausgesäten Chargen mussten gefunden und vor der Blüte vernichtet werden. Denn sind auch nur wenige gentechnisch veränderte Samen einmal in die Umwelt gelangt, können sie sich vermehren und kreuzen und nicht wieder zurückgeholt werden.

„Im europaweiten Vergleich nehmen die deutschen Bundesländer bei der Umsetzung der Nulltoleranz eine Vorreiterrolle ein“, hob Stefanie Hundsdorfer von der Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit hervor. Derzeit diskutierten die EU-Mitgliedstaaten allerdings in einer Arbeitsgruppe, die Saatgutkontrollen auf GVO in Europa zu vereinheitlichen. „Die Bundesländer sind gefordert, sich auch auf europäischer Ebene für ein starkes Saatgutmonitoring einzusetzen“, so Hundsdorfer. „Sie müssen verhindern, dass die europarechtlich verankerte Nulltoleranz durch die Einführung von Verschmutzungsgrenzwerten, wie sie die Saatgutindustrie fordert, aufgeweicht wird.“

Wie der Gentechnikexperte von Greenpeace, Dirk Zimmermann, ergänzte, dürften auch keinerlei Samen toleriert werden, die mit neuen gentechnischen Verfahren wie Crispr/Cas9 verändert wurden. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Juli 2018 gelten für sie die Rechtsvorschriften für Gentechnik. Die Bundesländer „müssen dafür sorgen, dass Nachweisverfahren für neue Gentechnikanwendungen entwickelt werden, und die Einfuhr von neuen gentechnisch veränderten Organismen im Rahmen von Kontrollen unterbinden. Nur so wird die Freiheit aufrechterhalten, gentechnikfrei zu produzieren und gentechnikfreie Lebensmittel wählen zu können.“ [vef]

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