Bakterien sollen Biokraftstoffe herstellen (Foto: Argonne National Laboratory / Flickr, Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0)

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Neuer Atlas: Daten und Fakten über Insektensterben und Landwirtschaft

Die Heinrich-Böll-Stiftung und der Umweltverband BUND haben einen Insektenatlas vorgelegt. Er bietet auf 50 Seiten und in mehr als 80 Grafiken zahlreiche Informationen über die Bedeutung von Insekten. Der Atlas zeigt auf, wie die Landwirtschaft sie bedroht und was Politik und Gesellschaft tun müssten. Auch dem Thema Gentechnik und Insekten ist ein Kapitel gewidmet.

Die Zahlen selbst sind erschreckend: Weltweit ist ein Drittel aller Insektenarten vom Aussterben bedroht. Jedes Jahr nimmt die globale Insekten-Biomasse um 2,5 Prozent ab. In Deutschland ging die Menge der Fluginsekten innerhalb von 30 Jahren um 75 Prozent zurück. Auch die wichtigste Ursache für dieses Artensterben benennt der Insekten-Atlas: Es ist die intensive Landwirtschaft mit ihren Pestiziden und ausgeräumten Landschaften. Das belegt der Atlas mit zahlreichen zu Grafiken verdichteten Studienergebnissen.

Im Kapitel Gentechnik thematisiert der Atlas die Auswirkungen der großflächigen Monokulturen von Gentech-Pflanzen und des damit verbundenen verstärkten Einsatzes von Pestiziden. Beides lasse die Lebensräume der Insekten immer kleiner werden oder sogar verschwinden. Zu wenig untersucht sei, welche Auswirkungen insektenresistente Gentechpflanzen auf Bestäuber und Bodeninsekten habe. Der Atlas nennt auch Zahlen zu den zunehmenden Resistenzen bei Schädlingen gegen die von Gentech-Pflanzen produzierten Bt-Toxine. Ebenfalls beschrieben werden die Bestrebungen, Stechmücken und Ernteschädlinge wie Olivenfruchtfliege und Kirschessigfliege durch die Freisetzung genmanipulierter Artgenossen zu bekämpfen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei bisher nur im Labor erforschten Gene Drives. Diese Methode verankert gentechnische Veränderungen so im Erbgut, dass sie sich in wenigen Generationen in einer Population durchsetzen.

Der Insektenatlas thematisiert auch, wie sich der Klimawandel auf Insekten auswirkt und zeigt an Beispielen, wie sich Schadinsekten durch den gezielten Einsatz von Nützlingen bekämpfen lassen. Der zunehmende Bedeutung gezüchteter Insekten als Futter für Menschen und Tiere ist ebenso ein Kapitel gewidmet wie den positive Wirkungen des Bio-Landbaus auf die Artenvielfalt bei Insekten. Dr Atlas zitiert eine Meta-Studie, wonach „auf ökologisch bewirtschafteten Flächen 23 Prozent mehr blütenbesuchende Insektenarten vorkommen als auf konventionellen Flächen. Es gibt im Mittel 30 Prozent mehr Wildbienen- und 18 Prozent mehr Tagfalterarten.“ Eindrucksvoll sind auch die Daten einer Studie, wonach auf Öko-Getreideäckern weitaus weniger Blattläuse vorkamen als auf gespritzten konventionellen Flächen – weil das ökologische Gleichgewicht intakt war.

Mit der Politik geht der Atlas hart ins Gericht. „Vollmundige Versprechen und unzulängliche Taten“, so ist das entsprechende Kapitel überschrieben. „Die Vorschläge der Bundesregierung im Insekten-Aktionsprogramm reichen nicht aus. Ohne einen Umbau der Landwirtschaft ist das Sterben von Schmetterlingen, Hummeln und Käfern nicht zu stoppen", sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt bei der Vorstellung des Atlas. Die Agrarpolitik müsse die Betriebe unterstützen, weniger Pestizide einzusetzen, weniger Dünger auszubringen und mehr Lebensräume für Insekten zu schaffen.

Barabara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, ging auf die globale Entwicklung ein: „Weltweit treiben Monokulturen mit Energie- oder Futterpflanzen für unsere Massentierhaltung in Ländern wie Brasilien oder Indonesien die Entwaldung, monotone Agrarwüsten und den Pestizideinsatz massiv voran“. Dabei würden von Chemiekonzernen wie Bayer und BASF in der EU längst verbotene Pestizide weiterhin verkauft. Dies werde durch den Abbau von Zollschranken in dem von der EU mit südamerikanischen Staaten ausgehandelte Mercusur-Abkommen noch befördert. „Das Ziel noch mehr Pestizide in die artenreichsten Regionen der Welt zu exportieren, verhöhnt alle nationalen Nachhaltigkeitsbemühungen“, sagte Unmüßig. [lf]

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