TTIP wird von der Öffentlichkeit als undemokratische Bedrohung empfunden. Foto: Christian Mang / Campact

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Bayer: Der Aufsichtsratschef geht vorzeitig

Werner Wenning, Ex-Vorstand des Chemiekonzerns Bayer und seit 2012 dessen Aufsichtsratsvorsitzender, hat überraschend sein Amt niedergelegt. Damit verliert Bayer-Vorstand Wolfgang Baumann seine wichtigste Stütze. Gleichzeitig wächst der Druck auf ihn, bis zur Hauptversammlung im April die inzwischen 48.600 Glyphosatklagen beizulegen. Sonst könnten Baumann womöglich die guten Zahlen, die er für 2019 vorlegte, nicht mehr helfen.

Offiziell begründete Werner Wenning seinen Rücktritt damit, dass er sich bereits im vergangenen Jahr aus Altersgründen zurückziehen wollte, aber vom Aufsichtsrat im Hinblick auf die damalige Lage der Gesellschaft gebeten worden sei, weiter zur Verfügung zu stehen. Nun sei Bayer „strategisch und operativ auf einem sehr guten Weg“, sagte Wenning. „Im Hinblick auf die Handhabung der rechtlichen Themen in den USA haben wir zudem Fortschritte gemacht und setzen dies fort“. Deshalb sei jetzt ein guter Zeitpunkt, das Amt abzugeben. Nachfolgen soll ihm auf der Hauptversammlung Ende April der frühere Europa-Chef des Beratungsunternehmens PwC, Norbert Winkeljohann, der dem Aufsichtsrat seit 2018 angehört. Ursprünglich war Wenning bis 2022 gewählt worden.

Handelsblatt und Manager-Magazin wiesen darauf hin, dass durch den Rückzug Wennings Vorstandschef Werner Baumann seinen wichtigsten Fürsprecher im Konzern verliere. Wenning und Baumann hatten gemeinsam die umstrittene Übernahme von Monsanto durchgesetzt. Auf der Hauptversammlung 2019 hatte die Mehrheit der Aktionäre Baumann wegen der mit Monsanto eingekauften Probleme die Entlastung verweigert. Der Aktionär zitierte einen Analysten, der Rücktritt könnte ein Zeichen sein, dass Wenning für das schlechte Abschneiden auf der Hauptversammlung 2019 die Verantwortung übernehme, um so Druck von Baumann zu nehmen. Dessen Zukunft „könne nun stark von der Kursentwicklung der Aktie nach einem Glyphosat-Vergleich abhängen“, schreibt der Aktionär. Der Vergleich werde noch vor der Hauptversammlung erwartet. Das Handelsblatt zitierte einen Aktionärsvertreter mit den Worten: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Wenning geht, ohne dass die Rechtslasten für Bayer im Fall Glyphosat geregelt sind“.

Die Zahl der Klagen in den USA hat sich inzwischen laut Bayer auf 48.600 erhöht, im Oktober vergangenen Jahres waren es 42.700. In Kanada liegen derzeit elf Klagen vor. Aus dem Geschäftsbericht ergibt sich, dass Ende 2019 für Rechtsstreitigkeiten 1,2 Milliarden Euro zurückgestellt waren, wobei Glyphosat nur eines von sechs Bayer-Produkten ist, bei denen Anwender Schadenersatz geltend machen. In den derzeitigen Aktienkurs von Bayer ist aus Sicht von Analysten eine Vergleichssumme in Höhe von acht bis zwölf Milliarden Euro bereits eingepreist. Für 2019 meldete der Konzern ein Umsatzplus von 3,5 Prozent auf 43,5 Milliarden Euro und ein Ergebnis nach Steuern von 4,55 Milliarden Euro, das ist mehr als doppelt soviel wie 2018. Ob dieses Ergebnis ausreicht, um Vorstandschef Baumann im Amt zu halten, wird sich Ende April auf der Hauptversammlung zeigen – und danach. Denn Baumanns derzeitiger Vertrag endet im April 2021 und müsste in diesem Jahr verlängert werden. [lf]

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