Protestaktion von Inkota vor der Bayer-Hauptversammlung 2018 Foto: Fritz Schadow / INKOTA-netzwerk

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Bayer-Hauptversammlung: Die Probleme einfach ausgeblendet

Als bisher einziger Dax-Konzern hat Bayer seine Hauptversammlung virtuell abgehalten. Auch die Proteste gegen den Konzern fanden überwiegend im Netz statt. Dort thematisierten zahlreiche Organisationen der Zivilgesellschaft, wie das Unternehmen mit seinen Produkten Gesundheit und Umwelt gefährdet und die Menschenrechte missachtet.

Bayer sieht sich selbst auf dem richtigen Weg. Vorstand Werner Baumann sprach von einem strategisch und operativ erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 und wertete die Zahlen für das erste Quartal 2020 als „guten Jahresauftakt.“ Die Aktionäre teilten mit großer Mehrheit diese Sicht. Anders als im letzten Jahr entlasteten sie den Vorstand mit 92 Prozent der Stimmen und genehmigten sich trotz Corona eine Dividende von 2,80 Euro je Aktie. Die Kritik daran, dass bei den Glyphosatklagen in den USA immer noch kein Vergleich geschlossen wurde, hielt sich in Grenzen. Man haben bei den Verhandlungen einige Fortschritte erzielt, „bevor der Ausbruch von Covid-19 auch dieses Thema überlagert und den Verhandlungsfortschritt damit erheblich verlangsamt hat", sagte Baumann.

In früheren Jahren wurden die Aktionäre vor der Hauptversammlung mit dem Protest der Zivilgesellschaft konfrontiert und mussten sich die Reden der Kritiker anhören. „Genetisch manipuliertes Saatgut, erdrückende Monopolpreise im Agrar- und im Pharma-Bereich, globale Umweltvergiftung durch Pestizide wie Glyphosat (Round Up) oder Dicamba, massive Steuerflucht“ und vieles mehr hatte die Coordination gegen BAYER Gefahren (CBG) in ihrem diesjährigen Protestaufruf aufgelistet. All diese Vorwürfe ersparte sich der Vorstand in diesem Jahr durch die virtuelle Hauptversammlung, bei der lediglich sechs Vorstände und Aufsichtsräte in gebührendem Abstand im Studio saßen und die vorher eingereichten Fragen nach eigenem Gusto auswählten und beantworteten. Das sei eine „drastische Beschneidung der Rechte von Minderheits-AktionärInnen und KonzernkritikerInnen“, kritisierte die CBG. Sie organisierte einen Live-Protest im Netz mit zahlreichen Beiträgen von Aktivisten, Bayer-Geschädigten, Politikern und Künstlern sowie einer kleinen Live-Demo vor den Bayer-Werkstoren in Leverkusen.

Bereits ab 23. April hatten CBG und andere Organisationen unter dem Hashtag #stopBayerMonsanto zu Online-Protesten aufgerufen. Im Rahmen der Kampagne legten das Inkota Netzwerk und Misereor einen Bericht darüber vor, wie Bayer (und BASF) in Brasilien und Südafrika Pestizide mit Wirkstoffen verkauft, die in der EU längst verboten wurden – weil sie so gefährlich für Mensch und Umwelt sind. „Mit solchen Doppelstandards missachtet Bayer seine unternehmerischen Verpflichtungen zur Einhaltung der Menschenrechte“, kritisierte Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor. „Anstatt den Export zu steigern, muss Bayer verpflichtet werden, die Pestizidproduktion insgesamt zu senken“, forderte Antje von Broock, Geschäftsführerin Politik des Umweltverbandes BUND.

CBG hatte beantragt, Vorstand und Aufsichtsrat wegen des Geschäftsgebahrens nicht zu entlasten. Außerdem sollte die geplante Dividendenausschüttung auf 10 Cent je Aktie gekürzt werden. Statt dessen sollten die Gelder unter anderem verwendet werden „ für den Erhalt und die Schaffung sicherer und umweltgerechterArbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne“ sowie „für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit bei Mensch, Tier und Umwelteingetreten sind“. Diese Anträge wurden mit großer Mehrheit abgelehnt. [lf]

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