Die äthiopische Regierung hat den Anbau von gentechnisch veränderter (gv) Baumwolle und Mais erlaubt. In Kenia sollen Feldversuche mit Gentech-Kassava starten und gv-Baumwolle wurde erstmals ausgesät. In beiden Ländern wehrt sich die Zivilgesellschaft gegen den Gentechnik-Kurs ihrer Regierung.
50 Umwelt-, Bauern- und Menschenrechtsorganisationen in Äthiopien haben ihre Regierung aufgefordert, ein mindestens fünfjähriges Moratorium für alle Feldversuche und den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu erlassen. Diese Zeit solle die Regierung nutzen, um die Bevölkerung zu befragen, ob Äthiopien überhaupt Gentechnik in der Landwirtschaft zulassen soll. Parallel dazu müsse sie einen geeigneten institutionellen und rechtlichen Rahmen schaffen, um überhaupt mit gentechnisch veränderten Pflanzen und Lebensmitteln umgehen zu können. Die Organisationen ermahnten die Regierung, ihre Verpflichtung gegenüber dem Cartagena-Protokoll einzuhalten und strenge Vorschriften zum Schutz der biologischen Vielfalt und der menschlichen Gesundheit zu erlassen. Beenden solle der Staat, „die Manipulation der vielfältigen Nahrungspflanzen und -tiere Äthiopiens durch Gentechnik-Enthusiasten“.
Vorausgegangen waren diesem Appell zwei Entscheidungen der äthiopischen Regierung. Sie hatte den kommerziellen Anbau von gv-Baumwolle zugelassen und erlaubte Feldversuche mit einem dürretoleranten gv-Mais. Dieser von der Bayer-Tocher Monsanto entwickelte Water Efficient Maize for Africa (WEMA) konnte bereits bei Feldversuchen in Südafrika seine Versprechungen nicht erfüllen. Auf diese Ergebnisse wiesen die 50 Organisationen ebenso hin wie auf die schlechten Erfahrungen, die Burkina Faso mit dem Anbau von gv-Baumwolle gemacht hatte. Inzwischen hat das westafrikanische Land deren Anbau wieder verboten. Ausgelöst worden war die erneute Gentechnik-Debatte in Äthiopien durch den jährlichen Agro-Gentechnikreport des US-Landwirtschaftsministeriums, in dem die äthiopische Regierung für ihre gentechnikfreundliche Haltung und ihre Beschlüsse ausdrücklich gelobt wurde. In der Debatte hoben die Medien sowohl die biologische Vielfalt der Nahrungsmittel in Äthiopien hervor als auch die Führungsrolle des Landes in Afrika.
In Kenia hat die Regierung Ende 2019 den kommerziellen Anbau von gv-Baumwolle erlaubt. Nun will ein kenianisches Forschungsinstitut gv-Kassava (Maniok) anbauen und hat dafür die Zulassung beantragt. Die Zulassungsbehörde hat bereits grünes Licht signalisiert. Die Pflanze soll gegen eine Virus-Erkrankung resistent sein und soll mit Hilfe eines von BayerCrop Sciences und Nestlé finanzierten US-Forschungsinstituts entwickelt worden sein, schrieb die Schweizer Organisation Biorespect. Kassava ist ein wichtiges stärkehaltiges Grundnahrungsmittel im ganzen tropischen Afrika. Den Widerstand gegen die gv-Kassava in Kenia führt das Bündnis BIBA an (The Biodiversity and Biosafety Association of Kenya), dem über 60 Organisationen angehören. Doch die Regierung schiebt die Agro-Gentechnik gegen alle Widerstände an. So hat sie laut Medienberichten in diesem Frühjahr eine Tonne Saatgut von gv-Baumwolle in 24 Landkreisen verteilt – kostenlos. [lf]