Glyphosat-Einsatz auf dem Rapsfeld (Foto: Chafer Machinery / flickr, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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Dürrefolge: 2.500 Tonnen weniger Pestizid-Wirkstoffe verkauft

Die deutschen Landwirte haben 2019 weniger Pestizide eingekauft als im Jahr davor. Besonders deutlich war der Rückgang bei Glyphosat. Verantwortlich dafür ist nicht die Politik der Bundeslandwirtschaftsministerin, sondern das Wetter.

Der Absatz an Pestizid-Wirkstoffen ging 2019 um 2.500 Tonnen auf 27.000 Tonnen zurück, ein Minus von 8,5 Prozent. Das zeigt die Absatzstatistik des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Am stärksten sank der Verkauf bei Fungiziden (-14 Prozent) und Herbiziden (- sechs Prozent). Dagegen stieg der Absatz an Insektiziden um fünf Prozent. Nicht enthalten sind in diesen Zahlen inerte Gase wie Kohlendioxid, die im Vorratsschutz eingesetzt werden. Bereits von 2017 auf 2018 war der Absatz an Pestiziden zurückgegangen.

Bei den Unkrautvernichtern war der Rückgang bei Glyphosat mit 12 Prozent besonders groß. Verglichen mit 2015, als die Diskussion um das Krebsrisiko des Wirkstoffes Fahrt aufnahm, kauften die Landwirte sogar 30 Prozent weniger Glyphosat. Die Gesamtmenge der verkauften Herbizidwirkstoffe nahm in diesen fünf Jahren um 17 Prozent ab. Das deutet darauf hin, dass zahlreiche Landwirte sich bewusst von Glyphosat als Wirkstoff abgewendet haben. Denn die versprochenen gesetzlichen Regelungen, die seine Anwendung eindämmen sollen, stehen immer noch aus. Die Absatzstatistik des BVL nennt für Wirkstoffe keine genauen Tonnage-Zahlen, sondern nur für Wirkstoffklassen. Doch die ausgewiesenen Organophosphor-Herbizide bestehen fast ausschließlich aus Glyphosat.

Selbst das Bundeslandwirtschaftsministerium schreibt über den Absatzrückgang bei den Pestiziden: „Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die trockene Wetterlage.“ Weniger Regen bedeutet weniger Pilzkrankheiten und damit weniger Fungizide. Wenn Getreide und Gemüse auf dem Feld wegen der Hitze nur schlecht wachsen, fahren die Landwirte auch die Unkrautbekämpfung herunter, um Geld zu sparen. Viele Schadinsekten dagegen lieben trockenes Wetter und vermehren sich stärker. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nutzte die neuen Pestizidzahlen dennoch, um darzustellen, wie sie den Pestizideinsatz verringert.

Der Bio-Dachverband BÖLW sieht trotz der Zahlen keinen Rückgang beim Pestizideinsatz: Pro Hektar seien in den vergangenen 25 Jahren immer mehr Pestizide gespritzt worden, argumentiert der Verband und rechnet vor: Inzwischen würden 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche von Bio-Bauern bewirtschaftet. Auch die Blühstreifen und ökologischen Vorrangflächen der konventionellen Landwirte hätten zugenommen. „Insgesamt schrumpfte die Fläche, auf denen Pestizide gespritzt werden, seit 1995 um über 1,6 Millionen Hektar“, bilanziert der BÖLW. Hinzu kommt, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen auch durch Bautätigkeit oder Aufforstung weniger werden. Das Umweltbundesamt beziffert den Rückgang seit dem Jahr 2000 auf 800.000 Hektar.

Das Umweltbundesamt schreibt auch, von den Absatzzahlen könne „nicht unmittelbar auf den Verbrauch je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche geschlossen werden“. Dieser hänge von der Art des Anbaus, der Fruchtfolge und Standortbedingungen ab. Zudem würden „die Präparate unter Umständen auch über mehrere Jahre hinweg gelagert“. Anwendungsdaten würden bisher nur stichprobenartig erhoben. Das UBA rechnet, dasss im Schnitt 2,8 kg Wirkstoff je Hektar Anbaufläche ausgebracht werden, bezogen auf 12,1 Millionen Hektar Ackerland und Dauerkulturen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warf der Bundesregierung vor, weiterhin keine klare Strategie zur Reduktion von Pestiziden zu haben. Die rückläufigen Zahlen seien „ein Ergebnis des Wetters und kein politisches Ergebnis, welches Frau Klöckner stolz präsentieren kann“, sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. [lf]

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