Durch seinen Kampf gegen Monsanto wurde der kanadische Landwirt Percy Schmeiser zu einer Ikone der Anti-Gentechnik-Bewegung. Für seinen unerschrockenen Widerstand erhielt er zahlreiche Preise, darunter der Alternative Nobelpreis. Mit 89 Jahren ist Percy Schmeiser letzte Woche gestorben.
Es begann im Sommer 1997. Auf den Rapsfeldern von Percy Schmeiser wurden gentechnisch veränderte, patentgeschützte Rapspflanzen des Gentechnikkonzerns Monsanto gefunden. Sie konnten nur durch Windverdriftung von Nachbarfeldern oder Insekten auf Schmeisers Felder gelangt sein. Denn er und seine Frau Louise züchteten auf ihrer 600 Hektar großen Farm gentechnikfreie, speziell an die regionalen Bedingungen angepasste Rapssorten. Anstatt ihn für die Verunreinigung zu entschädigen, verklagte Monsato Schmeiser und forderte Lizenzgebühren, weil auf seinen Feldern Gentech-Raps gewachsen war. Der jahrelange Prozess, die ihn fast seine Existenz gekostet hätte, endete 2004 mit einer höchstrichterlichen Entscheidung: Schmeiser musste weder Lizenzgebühren noch Schadenersatz zahlen. Doch er blieb auf den Prozesskosten von 400.000 kanadischen Dollar (rund 250.000 Euro) sitzen und musste seine Farm auf Weizen, Erbsen, Hafer und andere Feldfrüchte umstellen, weil die gentechnikfreie Rapszucht in Kanda unmöglich geworden war. Vier Jahre später verklagte Percy Schmeiser den Konzern und kurz vor der Verhandlung akzeptierte Monsanto außergerichtlich alle seine Forderungen. Der Konzern räumte die Verantwortung für die Kontaminationen ein und gestand Schmeiser zu, dass er öffentlich über den gesamten Vorgang berichten durfte. David hatte gegen Goliath gewonnen.
In den Jahren der Prozesse waren Percy und Louise Schmeiser rastlos in der ganzen Welt unterwegs, um ihre Kollegen vor gentechnisch verändertem Saatgut und der damit verbundenen Macht der Konzerne zu warnen. Dieses Engagement brachte ihnen zahlreiche Auszeichnungen ein, darunter im Jahr 2000 den Mahatma Gandhi Award und schließlich 2007 den Alternative Nobelpreis: „Für ihren Mut bei der Verteidigung der Biodiversität und der Rechte der Landwirte und dafür, dass sie die Perversität der gegenwärtigen Auslegung der Patent-Gesetzgebung in Bezug auf die Umwelt und die Moral aufzeigen und anprangern“, begründete damals die Jury ihre Entscheidung.
Auch in Deutschland hielt Percy Schmeiser zahllose Vorträge. „Wir haben Percy als bescheidenen, aber sehr hartnäckigen Kämpfer gegen den multinationalen Saatgutkonzern Monsanto, gegen die Gentechnik und Patentierung von Saatgut und für das Recht auf Nachbau kennen und schätzen gelernt“, erinnert Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. „Percy Schmeißer hat dem BUND Naturschutz und vielen anderen Bündnispartnern entscheidend dabei geholfen, dass Bayern gentechnikfrei geworden ist", sagte Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz.
Im Jahr 2008 drehte Regisseur Bertram Verhaag mit dem einstündigen Film David gegen Monsanto ein bewegendes und Mut machendes filmisches Portrait von Percy Schmeiser und seiner Frau Louise. Der Film läuft ab 24. Oktober auf OLAtv.de. Im Frühjahr 2021 wird der in Kanada gerade angelaufene Spielfilm Percy in die deutschen Kinos kommen. [lf]