Gentechnisch veränderter Lachs (Foto: ©Aquabounty)

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Gentechnik-Lachs mutiert zum Landtier

Zu Weihnachten 2020 hat er es nicht mehr auf die Teller der US-Bürger geschafft, der gentechnisch veränderte AquAdvantage-Lachs von AquaBounty. Doch im kommenden Jahr will das Unternehmen durchstarten und die erste Lachs-Ernte seiner US-Farm vermarkten. Dass es im November zusammen mit der US-Zulassungsbehörde FDA vor Gericht unterlag, stört dabei nicht. Denn der Gentech-Lachs wächst auf dem Land heran.

Anfang November entschied ein Bundesgericht in Kalifornien, dass die Food and Drug Administration (FDA), als sie 2015 den AquAdvantage-Lachs zuließ, gegen wesentliche US-Umweltgesetze verstoßen habe. Das Gericht verurteilte die Behörde dazu, gründlich abzuschätzen, welche Folgen es hat, wenn der schnell wachsende, übergroße Gentech-Lachs entkommt und sich mit wildlebenden Tieren paart. Die Argumentation der FDA, sie sei für Umweltgutachten nicht zuständig, wischte der aus den Glyphosat-Prozessen bekannte US-Bundesrichter Vince Chhabria vom Tisch.

Eingereicht hatte die Klage eine Koalition aus Umweltschützern und Fischern, angeführt vom Center for Food Safety (CFS) und Earthjustice. „Gentechnisch veränderte Tiere schaffen neuartige Risiken und die Regulierungsbehörden müssen diese rigoros mit Hilfe von solider Wissenschaft analysieren und nicht den Kopf in den Sand stecken, wie es die Beamten hier getan haben“, kommentierte CFS-Rechtsvorstand George Kimbrell.

AquaBounty-Vorständin Sylvia A. Wulf erklärte, diese Entscheidung habe keine Auswirkungen auf den laufenden Betrieb. Dies hat einen einfachen Grund: Es gibt derzeit keinen Gentech-Lachs, der in Gehegen im Ozean heranwächst. Das Unternehmen hat seine Strategie schon vor Jahren geändert. Auf Prince Edward Island in Kanada, wo einst der Lachs gezüchtet werden sollte, produziert das Unternehmen nur noch die gentechnisch veränderten Lachs-Eier – an Land. Aufgezogen und gemästet werden die Lachse in Zuchtbecken im US-Staat Indiana, Hunderte Meilen von der nächsten Küste entfernt. Im November 2019 hatte die FDA den Import der Eier erlaubt, nun sind die Lachse herangewachsen und AquaBounty will die Ernte einfahren. Die Kapazität der Zucht in Indiana liegt bei 1.200 Tonnen. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, in Kentucky eine Lachsfarm mit 10.000 Tonnen Kapazität bauen zu wollen, die 2023 in Betrieb gehen soll. Sylvia A. Wulf geht davon aus, dass ihr Lachs demnächst auf den US-Markt kommt: „Dieser Fall hat die Zulassung der FDA hinsichtlich der Gesundheit und Sicherheit unseres AquAdvantage-Lachses nicht in Frage gestellt.“ Der Lachs ist bisher das einzige gentechnisch veränderte Tier, das in den USA zum Verzehr zugelassen ist. Auch in Kanada darf der Fisch auf den Teller. Dort vermarktete AquaBounty erste Produktionen aus einer Testfarm in Panama – ohne Kennzeichnung. In den USA muss der Lachs, wenn er in die Geschäfte kommt, als Bioengineered Food gekennzeichnet werden.

Tatsächlich betrifft das Urteil AquaBounty dann, wenn das Unternehmen seine Lachs-Eier an andere Lachsfarmen verkaufen will, die ihre Tiere in Gehegen im Meer mästen. Denn je mehr Farmen auf eine solche Idee kämen, desto höher werde das Risiko, argumentierte Richter Chhabria in seinem Urteil. Die nationalen Umweltgesetze verlangten ausdrücklich, dass die FDA eine solche Entwicklung in ihrer Risikoabschätzung von Anfang an berücksichtigen müsse. [lf]

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