Foto: Duncan Hull / flickr, creativecommons.org/licenses/by/2.0

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Umfrage: Wildtiere nicht mit Gene drives ausrotten

Eine Mehrheit der Bürger in acht europäischen Ländern ist dafür, sogenannte Gene-Drive-Organismen (GDO) nicht in die Natur zu entlassen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag von zehn Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Bei GDO wird die Vererbung etwa bei Mücken mittels Gentechnikverfahren wie Crispr/Cas so manipuliert, dass ganze Arten in hohem Tempo verändert oder vernichtet werden können.

Unter den knapp 9000 Befragten in Deutschland, Frankreich, Polen, Italien, Spanien, und Bulgarien waren 53 bis 70 Prozent der Ansicht, das Risiko der Freisetzung von GDO sei zu hoch. Weniger besorgt waren die Schweden und die Dänen (je 46 Prozent). Lediglich zwischen acht und 16 Prozent bewegte sich die Zahl derer, die den Nutzen von Gene drives höher einschätzen als die Risiken. Auffällig: Etwa die Hälfte der Befragten in Schweden und Dänemark waren unentschlossen oder wollten diese Frage nicht beantworten.

Eine deutliche Mehrheit in allen acht Ländern ist der Ansicht, dass GDO erst freigesetzt werden sollten, wenn wissenschaftlich erwiesen ist, dass sie weder die Umwelt, noch Gesundheit, Landwirtschaft oder den Frieden gefährden. Bislang vorgeschlagene Anwendungsgebiete für Gene drives umfassen vor allem die Ausrottung oder Veränderung von Insekten und Nagetieren, mit dem propagierten Ziel, die Übertragung von Infektionskrankheiten zu verhindern, landwirtschaftliche Schädlinge einzudämmen oder invasive Arten zu kontrollieren. Eine starke Beteiligung von Militärbehörden an der Forschung deutet darauf hin, dass die Technologie auch für biologische Waffen genutzt werden könnte.

„Wir sind der Meinung, dass die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen aus dem Labor in die Umwelt überhaupt nicht stattfinden sollte“, erklärte die Koordinatorin der europäischen Stop Gene Drive Kampagne, Mareike Imken, von Save Our Seeds Deutschland. „Zumindest bedürfte es strenger internationaler Standards für eine Technikfolgen- und Risikobewertung und einen globalen Konsens für jede Freisetzung auf Basis einer vorherigen inklusiven, demokratischen Entscheidungsfindung aller potenziell betroffenen Staaten und Völker.“ Geplante Freisetzungsversuche wie die des Forschungskonsortiums Target Malaria in Burkina Faso müssten gestoppt werden. Ein von der „Bill and Melinda Gates Foundation“ finanziertes Forschungskonsortium will dort mit gentechnisch veränderten Gene-Drive-Mücken feststellen, ob die Anopheles-Mücke als Überträger der Malaria so ausgerottet werden kann.

Als riskante Symptombekämpfung kritisierte Lavinia Roveran vom Deutschen Naturschutzring ein solches Vorgehen. Sie forderte „die deutsche Bundesregierung dazu auf, sich auf internationaler Ebene für Maßnahmen einzusetzen, die Ökosysteme schützen und stärken anstatt auf technologische Scheinlösungen zu setzen.“ Die Gefahr, dass der irreversible Verlust der Artenvielfalt weiter beschleunigt wird, betonte Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut München. „Wir brauchen sofort eine breite und umfassende gesellschaftliche Aufklärung und eine politische Debatte über die Gefahren der neuen Gentechnikmethoden. Bis diese geführt ist, ist ein weltweites Moratorium für den Einsatz der Gene-Drive-Technologie unabdinglich.“ [vef]

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