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Ärger um den Ernährungsgipfel der Vereinten Nationen

Ein für den Sommer geplanter globaler Gipfel über Ernährungssysteme unter dem Dach der Vereinten Nationen zieht massive Kritik auf sich. Zuletzt, Anfang März, sorgte ein Vorbereitungstreffen in Brazzaville (Republik Kongo) für Aufregung: In einem Hintergrundpapier zu dem sogenannten „Regionalen Dialog: Afrikanische Ernährungssysteme‟ werden diese Systeme für zukünftige Investitionen regelrecht angepriesen: die Landwirtschaft sei das „neue Öl‟.

Das Hintergrundpapier zu den afrikanischen Ernährungssystemen liest sich wie ein Werbeprospekt für die industrialisierte Landwirtschaft und den Freihandel. Das Papier wurde von der US-amerikanischen Recherchegruppe „U.S. Right to Know‟ veröffentlicht. Moderne Agrar-Biotechnologien, zum Beispiel, böten die Chance „das afrikanische Ernährungssystem in eine treibende Kraft‟ zu überführen: Diese Kraft „könne ökonomisches Wachstum erzeugen, Wohlstand im ländlichen Raum und darüber hinaus schaffen und die afrikanische Bevölkerung ernähren‟. Der Anbau transgener Baumwolle in Westafrika wird als erfolgreiches Beispiel für die Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Vergangenheit dargestellt. Dass die Baumwolle in Burkina Faso aufgrund von Qualitätsmängeln nicht mehr genutzt wird, bleibt dabei unerwähnt.

Gleichzeitig zeichnen die Autorinnen und Autoren des Hintergrundpapiers ein düsteres Bild des bestehenden Systems. Von Ausnahmen abgesehen sei es in einem „schlimmen Zustand‟. Aber „die Gelegenheit ist da. Bis 2030 wird für die Landwirtschaft ein Billionen-Dollar-Markt erwartet, der reif ist für Innovationen.‟

Für den Gipfel über Ernährungssysteme im September („The 2021 Food Systems Summit‟) sind Dialog-Veranstaltungen „part and parcel‟, wesentliche Bestandteile. Weite Teile der Zivilgesellschaft haben das Vertrauen jedoch bereits verloren. Das „African Center for Biodiversity‟ (ACB) sieht in dem aktuellen Dialog von Brazzaville „einen weiteren legitimierenden Raum für ein elitäres Konsens-Verfahren‟. Dieses werde auf dem Gipfel als die Stimme Afrikas präsentiert. Diese eine Stimme Afrikas, wie sie sich aus dem Hintergrundpapier andeutet, gebe es jedoch nicht. Auch wenn eine Reihe von Problemen korrekt benannt seien, finde sich darin ein vorhersagbares Recycling der gleichen Lösungen, wie sie seit vielen Jahren angeboten werden.

Aber die Zivilgesellschaft hatte schon früher deutliche Kritik an den Vorbereitungen des Gipfels geübt, unter anderem an einer strategischen Partnerschaft mit dem „World Economic Forum‟, bekannt als Treffen der Wirtschaftseliten in Davos oder der Besetzung der Leitung des Gipfels mit Agnes Kalibata, der Präsidentin der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA).

ACB ist Teil des Bündnisses von zivilgesellschaftlichen Gruppen und der Vertretung der indigenen Gemeinschaften CMS. Dieses repräsentiert mehr als 500 Organisationen, darunter Vertretungen von Bäuerinnen und Bauern, Menschenrechtsgruppen, sowie Entwicklungsorganisationen. CMS hat angekündigt, den Food Summit im September zu boykottieren und eine Parallelveranstaltung zu organisieren.

Der Food Summit soll als Teil der Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) stattfinden. Er soll helfen, die zukünftige Richtung globaler Ernährungssysteme zu entwickeln – gerade mit Blick auf die Agenda 2030 und die Nachhaltigkeitsziele der VN. Das als Hintergrundpapier beschriebene Dokument war von verschiedenen Organisationen erstellt worden, darunter die Wirtschaftskommission für Afrika der Vereinten Nationen (UNECA), die Entwicklungsorganisation der Afrikanischen Union (AUDA-NEPAD), die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF).

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