Vorsicht mit der Gen-Schere! - Plakat auf der Wir haben es satt!-Demo 2018 (Foto: Jörg Farys / BUND, CC BY-NC 2.0)

Wertschätzung

Finden Sie diese Nachricht hilfreich? Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.

Stärke-Mais soll neuer Gentechnik die Türen öffnen

Der amerikanische Saatgutkonzern Corteva will einen mit neuen gentechnischen Verfahren erzeugten Mais vermarkten. Er soll der Industrie Stärke liefern, die auch nach Europa verkauft werden könnte - als gentechnikfreies Produkt.

Beim „Waxy Maize“ von Corteva wurde mit Crispr/Cas9 die Stärkezusammensetzung so geändert, dass die Körner fast nur noch Amylopektin enthalten und nicht mehr ein Viertel Amylose wie übliche Maissorten. Die daraus hergestellte Maisstärke quillt in Puddingpulver oder Tütensuppen besser auf und bindet Flüssigkeit besser. Ein solcher Wachs- oder Klebmais ohne Amylose ist keine Erfindung der Gentechnologen, es gibt ihn schon lange als gentechnikfreie Pflanze in Südostasien. Dort wird er allerdings nicht als Industrierohstoff verarbeitet, sondern als „sticky corn“ gegessen.

Die Organisation GRAIN weist darauf hin, dass konventioneller Wachsmais in den USA bereits als Industrierohstoff angebaut werde, durch Vertragsanbau streng getrennt von Speisemais. Für Corteva „besteht daher nur ein minimales Risiko, dass die Einführung seines gentechnisch veränderten Wachsmaises eine öffentliche Gegenreaktion hervorruft oder zu Klagen wegen Kontamination führt.“ Eine erfolgreiche Einführung in den USA schaffe die Voraussetzungen für den kommerziellen Anbau und Importe in anderen Ländern, in denen die Vorschriften für genom-editierte Nutzpflanzen noch im Fluss seien.

Das kanadische Biotechnology Action Network (CBAN) schreibt, der Gentech-Mais sei für Corteva vor allem ein Testlauf, um Regulierungsfragen zu klären und zu sehen, wie die Öffentlichkeit auf eine Crispr-Pflanze reagiert. „So können wir sehen, wie Kunden, Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit mit dieser Art von Innovation umgehen“, zitiert CBAN aus einem Werbetext des Unternehmens.

Die Regulierer in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Chile gehen betont lässig mit dem neuen Gentech-Mais um. Sie alle haben den kommerziellen Anbau bereits ohne jede Sicherheitsüberprüfung zugelassen. Das mit Crispr/Cas ausgeschaltete Gen für die Amylose-Produktion ist nach ihren Regeln keine gentechnische Veränderung. Wann Corteva den Mais tatsächlich für den kommerziellen Anbau auf den Markt bringen wird ist noch offen. Angekündigt hatte das Unternehmen diesen Schritt bereits für 2020.

Bei Anbau und Ernte würde der Mais strikt von Speisemaissorten getrennt werden, da die Weiterverarbeitung auf dessen Amylopektingehalt eingestellt ist. Trotzdem kann es passieren, dass andere Maissorten durch Pollenflug oder Verschleppungen mit dem veränderten Erbgut verunreinigt werden. Dies zeigte sich bereits beim eigens für die Ethanolgewinnung angebauten Gentech-Mais Enogen von Syngenta.

Die aus dem „Waxy Maize“ hergestellte Stärke muss nicht gekennzeichnet werden, gilt in den Staaten selbst als gentechnikfrei und könnte unerkannt als Rohstoff für die Verarbeitung oder als Zutat in Fertiggerichten in die Europäische Union (EU) eingeführt werden. Das wäre illegal, denn nach EU-Recht müsste Corteva für seinen Gentech-Mais eine Zulassung als Lebensmittel bei der EU beantragen und diese bekommen. Erst dann dürften Produkte aus „Waxy Maize“ eingeführt werden – mit Kennzeichnung. Doch wenn es keiner weiß... [lf]

Wir nehmen Datenschutz ernst!
Unsere Seiten nutzen in der Grundeinstellung nur technisch-notwendige Cookies. Inhalte Dritter (YouTube und Google Maps) binden wir erst nach Zustimmung ein.
Cookie-Einstellungen | Impressum & Datenschutz

OK