In den diesjährigen Kontrollen von Saatgut auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) haben die zuständigen Länderbehörden in fünf von 740 beprobten Saatgutpartien Verunreinigungen nachgewiesen. Dabei handelte es sich um Maissaatgutpartien, von denen vier in Baden-Württemberg und eine in Bayern entdeckt wurden. Das verunreinigte Saatgut wurde nach Behördenangaben nicht ausgesät. Greenpeace, Bioland und die IG Saatgut forderten die Bundesländer auf, ihre Saatgutkontrollen zu verstärken und Saatgut auch auf Verunreinigungen mit neuer Gentechnik zu überprüfen.
Von den 740 Proben, die die Länderbehörden von 01.10.2020 bis 30.09.2021 analysiert hatten, entfielen 439 auf Mais und 173 auf Winterraps. Daneben analysierten die Länder Sojabohnen (40 Proben), Zuckerrüben (21), Sommerraps (17) sowie einige Proben von Senf, Tomaten, Zucchini, Luzerne und Rote Rüben. Neu aufgenommen ins Monitoring hatten einzelne Bundesländer Leinsaat (10 Proben) und Zuckermais (23). Sie zogen damit die Konsequenzen aus Verunreinigungsfällen des vergangenen Jahres.
Leinsaat beprobten Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Baden-Württemberg, das 2020 Verunreinigungen in geernteten Leinsamen festgestellt hatte, sah darin offensichtlich keinen Anlass, Leinsaat nun auch vor der Aussaat zu untersuchen. Proben aus Zuckermais zogen Bayern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Wie der Infodienst bereits berichtete, prüfen diese Länder in einem Pilotprojekt, ob der Zuckermais künftig neben dem Silomais in die Routinekontrollen mit aufgenommen werden soll. Denn 2020 hatten ungarische Kontrollbehörden gentechnische Verunreinigungen in Zuckermaissaatgut entdeckt. Das Saatgut kam aus den USA und wurde über Deutschland vertrieben, dort aber nicht beprobt. Von diesem verunreinigten Saatgut waren damals in sechs Bundesländern rund 2,3 Millionen Körner ausgesät worden. Im diesjährigen Probelauf wurde im Zuckermais keine Gentechnik gefunden.
Greenpeace, Bioland und die IG Saatgut forderten die Bundesländer auf, ihre Saatgutkontrollen zu verstärken. „Dass es immer wieder zu Verunreinigungen kommt, zeigt, dass die derzeit praktizierte, stichprobenartige Untersuchung nur eines Teils der Partien nicht ausreicht“, sagte Bioland-Präsident Jan Plagge. „Bei Kulturarten, die, wie Mais, einem hohen Verunreinigungsrisiko ausgesetzt sind, ist es leider mittlerweile notwendig, alle Saatgutpartien zu überprüfen.“ Das BVL schreibt zur Probenhäufigkeit: „Mindestens zehn Prozent der in Deutschland zur Anerkennung vorgestellten Saatgutpartien sollen untersucht werden.“
Bei den Kontrollen müsse nach allen bekannten Gentechnik-Pflanzen gesucht werden, mahnte Dirk Zimmermann von Greenpeace: „Das ist immer noch nicht der Fall, obwohl genom-editierte Pflanzen wie Raps in Nordamerika bereits angebaut werden und ein entsprechendes Analyseverfahren vorliegt“. Dieses Verfahren müsse in die Kontrollen integriert werden, forderte Zimmermann. Zudem müssten die Behörden weitere Methoden für den Nachweis anderer, mittels neuer Gentechnik veränderter Pflanzen, entwickeln und anwenden.
Die neue Bundesregierung solle sich in Brüssel dafür einsetzen, dass die neue Gentechnik unter dem geltenden Gentechnikrecht reguliert bleibe, verlangte Stefanie Hundsdorfer von der IG Saatgut: „Denn ohne Regulierung wären neuartige, bisher illegale gentechnisch veränderte Organismen nicht mehr verboten – die Nulltoleranz würde außer Kraft gesetzt.“ Auch wäre die Gen-Manipulation von Saatgut nicht mehr kennzeichnungspflichtig. [lf]