Mareike Imken (li.) von der Kampagne "Stop Gene Drives" übergibt symbolisch fast 300.000 Unterschriften an Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Foto: Fabian Melber

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Appell: 300.000 Menschen gegen Gene Drives

Bundesumweltministerin Steffi Lemke will sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass bei der Regelung von Gene drives das Vorsorgeprinzip beachtet wird. „Ich glaube, dass sich die Menschheit und auch die Wissenschaft mit Gene Drives überschätzen würde“, sagte Lemke heute bei der Übergabe von Unterschriften für ein Gene Drive-Moratorium in Berlin. Fast 300.000 Bürger*innen der Europäischen Union (EU) haben den Appell der Kampagne „Stop Gene Drives“ an Länderministerien und EU-Kommission bisher unterschrieben.

Die auch als „Vererbungsturbo“ umschriebenen Gene Drives werden mit Hilfe des neuen Gentechnikverfahrens Crispr/Cas hergestellt. Sie können ganze Populationen von Tieren und Pflanzen in der Natur gentechnisch verändern oder ausrotten, indem sie Grundprinzipien der Evolution außer Kraft setzen und die Vererbung einer genetischen Eigenschaft an sämtliche Nachkommen erzwingen. Ziel ist, krankheitsübertragende Insekten, invasive Arten oder so genannte Ernteschädlinge in der industriellen Landwirtschaft zu bekämpfen. Die Unterschriftenaktion fordert, das mit einem globalen Moratorium zu unterbinden, um die Artenvielfalt zu schützen.

Wie die Kampagne in ihrer Presseinformation weiter schreibt, stehe der mögliche Einsatz von Gene Drives auf der Tagesordnung der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Artenvielfalt, die nach aktuellem Planungsstand im August in China stattfinden soll. Die Umweltminister*innen der Europäischen Union, darunter auch die Grüne Steffi Lemke, legen ihre gemeinsame Position dazu im Juni fest. „Gene-Drive-Organismen kennen grundsätzlich keine Grenzen und können sich weltweit ausbreiten“, erläutert die Koordinatorin der Stop-Gene-Drive-Kampagne der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Mareike Imken. „Bisher verfügt die Weltgemeinschaft weder über ausreichendes Wissen noch über verbindliche internationale Vereinbarungen, nach denen ein derart fundamentaler, unumkehrbarer Eingriff in die Natur geregelt werden kann.“ So sei völlig unklar, welche Gremien wie über einen möglichen Einsatz des Vererbungsturbos entscheiden sollen, da er sich nicht auf bestimmte Staaten begrenzen lässt.

„Eine durch Gene Drive Organismen ausgelöste gentechnische Kettenreaktion könnte ganze Ökosysteme destabilisieren und im Extremfall kollabieren lassen“, warnt Bernd Rodekohr, Projektleiter „Schützt die Biene vor Gentechnik“ bei der Aurelia Stiftung. „Jede Gene Drive Freisetzung - und sei es ‚nur‘ zu Versuchszwecken - kann unabsehbare und irreversible Folgen für die durch Klimawandel und Insektensterben geschwächten Bestäuber- und Nahrungsnetze haben.“ Und Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut München fordert: „Anstatt durch die gentechnische Veränderung wildlebender Arten russisches Roulette mit der Evolution zu spielen, müssen wir das bereits jetzt rasende Artensterben endlich stoppen, indem wir die Widerstandfähigkeit unserer Ökosysteme stärken und aufhören, sie überall auf der Erde zu zerstören.“ Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft/SOS ist mit der Aurelia Stiftung und dem Umweltinstitut München in der europäischen Stop-Gene-Drive-Kampagne verbunden. [vef]

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