Es ist ein Teufelskreis: Immer neue Spritzmittel erzeugen bei Wildpflanzen immer neue Resistenzen. Um solche „schwer kontrollierbaren Unkräuter“ weiterhin beseitigen zu können, wollen die Agrarchemiekonzerne BASF und Corteva nun gemeinsam Nutzpflanzen wie Soja gentechnisch so verändern, dass sie vier Herbizide aus ihren Portfolios gleichzeitig überleben. Nach Unternehmensangaben sollen diese „stacked traits“ (dt. gestapelte Merkmale) mittelfristig auch an Dritte lizensiert werden.
Zunächst wollen BASF und Corteva bis 2030 „eine breitere Palette an herbizidtoleranten Sojapflanzen“ entwickeln, heißt es in einer Presseinformation von voriger Woche. Dafür planen sie die „branchenweit erste gegenseitige Lizenzierung neuer Technologien“. Das heißt, sie wollen sich gegenseitig ihre gentechnischen Entwicklungen zur Verfügung stellen, mit denen sie die Pflanzen bislang gegen ihre eigenen Herbizide geschützt haben. Mit neuen, kombinierten Angeboten hoffen sie, vom großen Kuchen des weltweiten Marktes für Sojasaatgut und -eigenschaften im Wert von 7,1 Milliarden US-Dollar sowie des Marktes für Sojaherbizide im Wert von fünf Milliarden US-Dollar mehr abzubekommen.
Wie die Unternehmen mitteilten, werde Corteva den Trait-Stack entwickeln, der die Sojabohnen nicht nur das eigene Herbizid Enlist tolerieren lässt, sondern auch die Spritzmittel von BASF, als da wären Liberty, Kixor und Tirexor, sowie ein neues Herbizid, das BASF aktuell entwickele. Auch Glyphosat-Duschen sollen die Pflanzen überleben. Nach dem vielbeschworenen reduzierten Pestizideinsatz durch Gentechnik klingt das jedenfalls nicht. Der Wirkstoff von Liberty, Glufosinat-Ammonium, ist in Europa bereits seit einigen Jahren verboten und auch die Zulassung von Glyphosat läuft hier zum Jahresende aus. Doch die Konzerne, die solch kombitolerante Pflanzen dann beide anbieten wollen, haben sowieso zuerst den nordamerikanischen Markt im Auge. Von dort wollen sie weiter ausschwärmen.
Und die Sojabohne soll nicht nur multitolerant gegen Herbizide werden. Gemeinsam wollen BASF und Corteva auch eine Enlist®-E3-Sojabohne schaffen, die gegen Fadenwürmer (Nematoden) resistent ist. Beide Unternehmen planen schließlich, weitere Saatgutsorten ihrer Angebotspalette gentechnisch mit den genannten Herbizidtoleranz-Paketen aufzustocken. So hatte BASF im Zuge der Monsanto-Übernahme von der Bayer AG 2018 neben dem Sojageschäft unter anderem Raps sowie Baumwolle übernommen. Und BASF plant noch weiter: Langfristig will der Konzern ein Herbizid mit neuer Wirkungsweise entwickeln, das dann ebenfalls zum gemeinsamen Trait-Stack hinzugefügt werden kann. So will man den Sojabauern „bis weit in die 2040er-Jahre wettbewerbsfähige Alternativen bieten“. Bis das Unkraut dann auch dagegen resistent geworden ist. A never-ending business. [vef]