Justiz Gericht Gesetz
Schild am Eingang eines Gerichts in Newcastle (Foto: smlp.co.uk, https://bit.ly/3TJJODo, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Konferenz macht Stimmung für schwaches Gentechnikrecht

06.10.2020

„Genome Editing in Europa: neue Agenda oder neue Auseinandersetzungen?“ war das Thema einer Online-Konferenz, zu der die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Deutsche Forschungsgemeinschaft eingeladen hatten. Auseinandersetzungen gab es dabei kaum, denn die Podien waren ziemlich einseitig besetzt. Wenig erstaunlich, denn die beiden Organisationen hatten bereits im letzten Jahr in einer Stellungnahme deutlich gemacht, dass sie das EU-Gentechnikrecht gerne geändert hätten.

Drei der vier Sessions der zweitägigen Konferenz dienten vor allem dazu, den Wunsch der interessierten Wirtschafts- und Wissenschaftskreise nach einer Deregulierung des Genome Editing zu untermauern. Lediglich eine Session war den sozio-ökonomischen und ökologischen Bedenken gewidmet – allerdings mit dem im Programm formulierten Ziel „die Vorteile neuer molekularer Züchtungsmethoden und ihrer Produkte aufbauend auf den Erfahrungen mit konventioneller genetischer Züchtung in den letzten drei Jahrzehnten angemessen zu berücksichtigen“. Monika Messner vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) stellte in diesem Umfeld die Position des Ökolandbaus zur Neuen Gentechnik vor und machte klar, dass deren Deregulierung einen massiven Glaubwürdigkeitsverlust für den Ökolandbau bedeuten würde. Sie war die einzige dezidiert gentechnik-kritische Stimme auf dieser Konferenz. Die teilnehmende grüne Europa-Abgeordnete Viola von Cramon hatte ein Impulspapier mit unterzeichnet, in dem einige grüne Forschungspolitiker für eine Deregulierung der neuen Gentechnik argumentiert hatten. Im Parlament ist sie vor allem als Außenpolitikerin und Haushaltskontrolleurin tätig und hat mit Agro-Gentechnik wenig zu tun. [+] mehr...

Karl Bär vom Münchner Umweltinstitut (re.) mit der Wissenschaftlerin Maren Kruse-Plaß an einem Passivsammler für Pestizide in der Luft. Foto: Christoph Stache
Karl Bär vom Münchner Umweltinstitut (re.) mit der Wissenschaftlerin Maren Kruse-Plaß an einem Passivsammler für Pestizide in der Luft. Foto: Christoph Stache

Studie: Pestizide sind überall in Deutschlands Luft

02.10.2020

Egal wo die Deutschen sich bewegen: In der Stadt oder im Naturschutzgebiet auf dem Harzer Brocken, überall atmen sie Pestizide ein. Das ergab eine Studie, die vom Umweltinstitut München und dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft in Auftrag gegeben und diese Woche vorgestellt wurde. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nannte die Ergebnisse der Studie „besorgniserregend – nicht nur für den Ökolandbau, sondern auch für die Natur“.

Für die Studie „Pestizid-Belastung der Luft“ wurden von März bis November 2019 an 163 Standorten in ganz Deutschland Pestizide in der Luft gemessen – in Städten und auf dem Land, in konventionellen und Bio-Agrarlandschaften sowie in unterschiedlichen Schutzgebieten. Wissenschaftler des Forschungsbüros „TIEM Integrierte Umweltüberwachung“ konnten unter anderem das von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte Glyphosat in allen Regionen Deutschlands und weit abseits von potentiellen Ursprungs-Äckern nachweisen. An rund drei Vierteln aller untersuchten Standorte wurden jeweils zwischen fünf und 34 Pestizidwirkstoffe sowie deren Abbauprodukte gefunden. Selbst auf der Spitze des Brockens im Nationalpark Harz waren zwölf Pestizide nachweisbar. Insgesamt fanden sich deutschlandweit 138 Stoffe, von denen 30 Prozent zum jeweiligen Messzeitpunkt nicht mehr oder noch nie zugelassen waren, teilte das Umweltinstitut München mit. [+] mehr...

Weizen
Foto: Alexander Schimmeck / flickr, -+-Weizen - Wheat, http://bit.ly/2acvv7R, Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0

Deutsche Pflanzenzüchter kündigen Crispr-Weizen an

25.09.2020

Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter will mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas einen pilztoleranten Weizen züchten. Er nutzt das Vorhaben, um für neue gentechnische Verfahren zu werben und für eine Aufweichung der EU-Gentechnikverordnung. Der geplante Weizen soll nach den Vorstellungen der Züchter ohne Risikoüberprüfung und Kennzeichnung angebaut werden.

Pilton nennt der Verband das Projekt, zu dem sich 54 seiner Mitglieder zur Gemeinschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation e. V. (GFPi) zusammengeschlossen haben. Sie wollen Weizensorten mit einer multiplen und dauerhaften Pilztoleranz züchten. Also Pflanzen die mehreren Pilzkrankheiten gleichzeitig widerstehen können und deren Toleranz von den Pilzen nicht durchbrochen werden kann. Dazu wollen sie ein Gen verändern, das die Abwehr des Weizens gegen Pilzangriffe steuert. Dieses Gen fährt die Abwehr einige Zeit nach der Infektion wieder herunter und lässt dem Pilz Raum. Warum die Natur das so eingerichtet hat, thematisieren die Züchter nicht. Statt dessen präsentieren sie einen Crispr-Eingriff, der das regulierende Gen abschalten soll, damit die Pflanze ihre Abwehrantwort länger fortsetzt. [+] mehr...

RoundUp von Bayer/Monsanto (Foto: Mike Mozart, http://bit.ly/2yIfwuQ, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)
RoundUp von Bayer/Monsanto (Foto: Mike Mozart, http://bit.ly/2yIfwuQ, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

Glyphosatklagen: Vergleich wird schrittweise umgesetzt

22.09.2020

UPDATE +++ Die Bayer AG hat erst einen Teil des im Juni 2020 verkündeten Vergleichs rechtlich bindend abgeschlossen. Demnach gibt es für rund drei Viertel der anhängigen 125.000 Verfahren Absichtserklärungen, von denen inzwischen etwa 45.000 in rechtverbindliche Abmachungen umgesetzt wurden. Für künftige Klagen steht eine Einigung nach wie vor aus.

Der Vergleichsvorschlag vom Juni hatte zwei Teile. Der erste betraf die bereits eingereichten Klagen mehrerer Anwaltskanzleien. Mit dem zweiten Teil wollte Bayer all jene Klagen erledigen, die in den USA künftig wegen Glyphosat auf den Konzern noch zukommen könnten. Der Konzern schlug vor, dass ein Gremium aus Wissenschaftlern binnen vier Jahren festlegen sollte, ob Glyphosat tatsächlich krebserregend sei. Deren Entscheidung sollte dann bindend für alle künftigen Verfahren sein. Der US-Bundesrichter Vince Chhabria hatte diesen Teil des Vergleichs abgelehnt und zudem Druck gemacht, dass der erste Teil auch vollzogen wird. [+] mehr...

DNA Genom
DNA-Modell der Ausstellung 'Genome: The Secret of How Life Works' im Jahr 2012 (Foto: George Bush Presidential Library and Museum / flickr, creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0)

Agrarstaatssekretär begrüßt erstes Nachweisverfahren für Cibus-Raps

17.09.2020

Die Bundesregierung begrüßt die Initiative von sieben gentechnikkritischen Verbänden, die vergangene Woche ein Nachweisverfahren für herbizidresistenten Raps der US-Firma Cibus vorgestellt hatten. Das teilte Agrar-Staatssekretär Uwe Feiler (CDU) gestern dem Bundestag mit. Unterdessen ist eine Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen des neuen Tests sowie die Informationspolitik des Unternehmens Cibus entbrannt.

„Die Bundesregierung begrüßt ausdrücklich, dass vielfältige Ansätze zur Erforschung von rechtssicheren Nachweis- und Identifizierungsmethoden für die gentechnische Überwachung verfolgt werden“, so Feiler. Die im Auftrag von internationalen Verbänden aus dem Lebensmittel- und Umweltbereich entwickelte Nachweismethode sei „dazu geeignet, die bekannte Mutation in den untersuchten Rapslinien (Cibus-Raps) nachzuweisen, die zur Herbizidresistenz geführt hat“. Hintergrund ist, dass staatliche Kontrollbehörden in ganz Europa derzeit selbst auf der Suche nach Wegen sind, wie sie diesen Raps und andere mit neuen gentechnischen Verfahren entwickelte Pflanzen nachweisen können (der Infodienst berichtete). [+] mehr...

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