Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) hat offenbar ihre Haltung zu Gentechnik-Fütterungsversuchen geändert. Bei einem Direktoriumstreffen letzte Woche habe sich die Chefin der Behörde, Catherine Geslain-Lanéelle, erstmals positiv zu Langzeitstudien geäußert, berichtet das Medium EU Food Policy. Momentan werden die Risiken von Gentech-Mais und co bewertet, ohne dass diese an Versuchstieren getestet werden müssen. Manchmal führt die Industrie freiwillig solche Versuchen durch, diese dauern aber maximal 90 Tage – zu kurz, um Gefahren wirklich auszuschließen, meinen Kritiker.
Auch ein Vertreter der Abteilung für Gesundheit der Europäischen Kommission, Ladislav Miko, nahm an dem Treffen der EFSA teil. Die Kommission, die allgemein als gentechnik-freundlich gilt, wolle finanzielle Mittel für zweijährige Fütterungsstudien bereit stellen, sagte Miko dem Bericht zufolge. Auch bei der Kommission hat es demnach einen Kurswechsel gegeben. Zuvor hatte sie sich höchstens zu 90-tägigen Untersuchungen bereit erklärt. Die EFSA wolle sich ihrerseits bei der methodischen Ausgestaltung längerer Studien einbringen. Man müsse nur die Finanzierung klären.
Die Debatte um Gentechnik-Fütterungsstudien wurde durch die Veröffentlichung einer Untersuchung mit dem Monsanto-Mais NK 603 befeuert. Diese hatte auf Zusammenhänge zwischen der Fütterung mit dem Gentechnik-Mais und erhöhten Krebsraten bei Ratten hingedeutet. Die EFSA und andere Behörden disqualifizierten die Untersuchung französischer Wissenschaftler allerdings wegen „methodischer Mängel“. Anscheinend glaubt die EFSA nun aber, so nicht alle Zweifel an ihrer Arbeit ausräumen zu können. Die Studie habe gezeigt, dass man sich stärker mit Langzeituntersuchungen beschäftigen müsse, erklärte die Verwaltungsratsvorsitzende der Behörde, Sue Davis. Laut Geschäftsführerin Geslain-Lanéelle soll zunächst der bereits zum Anbau zugelassene Monsanto-Mais MON 810 in Fütterungsstudien überprüft werden.
Die EFSA führt selbst bislang keine Tests durch, sondern bewertet die gentechnisch veränderten Pflanzen anhand der Daten, die die Industrie freiwillig einreicht. Kritiker fordern deshalb seit Langem verbindliche Langzeituntersuchungen. Die Behörde steht auch wegen der Industrie-Nähe einiger ihrer Experten in der Kritik.