Wissenschaftler der Universität Leipzig haben Urin und Blut von über 200 Kühen aus konventionellen Ställen in Dänemark untersucht. Das Ergebnis: Alle Kühe hatten das Herbizid Glyphosat im Urin – und wiesen Anzeichen von Leber- und Nierenschäden auf. Mit Glyphosat werden herbizidresistente Gentechnik-Pflanzen wie Soja und Mais besprüht, die aus Südamerika als Futtermittel nach Europa importiert werden. Aber auch die konventionelle Landwirtschaft hierzulande nutzt die Chemikalie.
Für die Studie, die in der neuesten Ausgabe des Journal of Environmental and Analytical Toxicology erschienen ist, nahmen die Forscher Proben von je 30 Kühen aus acht dänischen Ställen. Die Experten um die Universitätsprofessorin und Fachärztin für Mikrobiologie Monika Krüger führte damit nach eigenen Angaben die erste Untersuchung dieser Art bei Milchkühen durch. Sie stellten fest: alle Kühe schieden Glyphosat aus. Außerdem fanden die Wissenschaftler erhöhte Konzentrationen bestimmter Enzyme im Blutserum der Tiere. Dieser Befund weise auf eine Schädigung von Organen und Muskeln hin. So lag beispielsweise der Durchschnitt für das Enzym Glutamat-Dehydrogenase bei fünf der acht Farmen über den Referenzwerten. Das kann ein Indiz dafür sein, dass Leberzellen der Kühe zerstört wurden.
Ein weiteres Ergebnis: in allen Ställen lagen die Durchschnittswerte der lebensnotwendigen Spurenelemente Mangan und Kobalt weit unter dem Referenzwert. Die Blutproben zeigten „unerwartet“ niedrige Konzentrationen der Stoffe, die für verschiedene Körperfunktionen benötigt werden. Die Experten der Uni Leipzig vermuten, dass das mit der Wirkweise von Glyphosat zu tun hat. Das Herbizid, vor allem vertrieben vom US-Agrarkonzern Monsanto, bindet die Elemente und verhindert, dass Pflanzen ausreichend damit versorgt werden. Offenbar betrifft das jedoch auch die Tiere, die Futtermittel von glyphosat-besprühten Äckern zu fressen bekommen.
Die Autoren der Studie wundern sich darüber, dass nicht mehr Forschungsergebnisse zur Glyphosatbelastung von Nutztieren vorliegen. Schließlich, so schreiben sie, gebe es viele Untersuchungen, die das Herbizid im Urin von Menschen festgestellt haben. Einerseits bei Landwirten, die die Chemikalie einsetzen. Andererseits aber auch bei Verbrauchern: Tests im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatten vor einigen Monaten für Aufsehen gesorgt. Das Herbizid war im Urin zahlreicher Großstadtbewohner in Europa gefunden worden. Auch hier könnte die Nahrung der Grund für die Belastung sein: das Magazin Öko-Test fand Glyphosat in acht von zehn Brötchen aus deutschen Backtheken. [dh]