Weil er gentechnisch verunreinigtes Reismehl darin verarbeitet hat, ruft der Süßwarenhersteller Mars bestimmte Packungen seiner Schokolinsen M&M’s Crispy zurück. Französische Behörden hätten die Verunreinigung entdeckt, als sie Reismehl kontrollierten, das ein Unternehmen mit Sitz in Holland an Mars geliefert habe, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf Anfrage mit.
Laut europäischem Schnellwarnsystem für Lebensmittel RASFF waren die Proben in Frankreich bereits am 24. Juni genommen worden. Im Labor seien „drei verschiedene genetische Elemente in geringen Mengen und vergleichbaren Konzentrationen nachgewiesen“ worden, so das BVL. „Diese Elemente wurden häufig für die Entwicklung von GVO (= gentechnisch veränderte Organismen) verwendet.“ Es konnte jedoch keine spezifische, gentechnisch veränderte (gv) Reislinie oder eine andere Pflanzenspezies bestimmt werden, von der die Verunreinigung stammt, so die Information der Behörde aus dem Analysebericht. Hersteller Mars geht jedenfalls davon aus, dass es sich um eine Reislinie und keine andere Pflanze handelt. „In jedem Fall ist für Reis nach EU-Recht kein GVO zugelassen, so dass die Produkte zurückgerufen werden müssen“, schrieb eine Unternehmenssprecherin dem Infodienst.
Auf die beiden Reisevents LLRICE 62 und LL601, die bereits im Jahr 2006 konventionelle Reislieferungen in Europa und den USA verunreinigt hatten, testeten die Kontrolleure nach BVL-Angaben vergeblich. Die beiden Reis-Events sind gegen das damals vom Agrarchemiekonzern Bayer produzierte Herbizid Liberty Link (Wirkstoff Glufosinat) resistent. Obwohl der Langkornreis LL 601 in den Jahren 1998 bis 2001 in den USA nur zu Versuchszwecken angebaut worden und nirgends auf der Welt zum Verzehr zugelassen war, war er ab 2003 allerorten in konventionellen Reischargen gefunden worden, berichtete damals unter anderen der Infodienst Gentechnik. Auch auf gv-Soja wurde das Reismehl dem Vernehmen nach aktuell vergeblich getestet.
Mars war nach eigenen Angaben vom Lieferanten des Reismehls informiert worden, dass die französischen Kontrolleure in der gelieferten Charge gentechnische Verunreinigungen gefunden hatten. Außerdem informierte Frankreich die Europäische Union, die den Vorgang am 4. August zeitgleich mit dem Rückruf der Schokolinsen durch Mars im Schnellwarnsystem RASFF veröffentlichte. In 20 Länder weltweit hatte Mars die M&M’s Crispy mit bestimmten Mindesthaltbarkeitsdaten aus seinem Werk im französischen Haguenau vertrieben. Da die Süßigkeiten jedoch nicht in allen Ländern bereits in den Handel gelangt waren, seien nicht überall Rückrufe gestartet worden, so eine Unternehmenssprecherin. In Deutschland betrifft die Lebensmittelwarnung alle Bundesländer. Wie Mars weiter versicherte, sei die gesamte Produktion mit diesem Reismehl gestoppt und alle Produkte, die mit der betroffenen Charge hergestellt wurden, zurückgehalten worden. Das verunreinigte Reismehl sei bei Mars ausschließlich für Schokolinsen verwendet worden, sagte die Sprecherin.
Welche Reissorte zu dem Mehl verarbeitet wurde und wo dieser Reis gewachsen ist, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Auch zum Hersteller des Reismehls wollte Mars keine Angaben machen. „Wir werden mit dem Zulieferer der Zutat zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass zukünftig noch gründlichere Kontrollen durchgeführt werden, damit das Problem nicht wieder auftritt“, versicherte das Unternehmen. [vef]